Erschienen in:
01.12.2007 | Originalien
Hüftprothesenerhalt mit lokaler chirurgischer Revision und Anlage einer Fistula persistens
Ausnahmeoption zur palliativen Therapie des periprothetischen Infekts bei alten polymorbiden Patienten?
verfasst von:
PD Dr. A.H. Tiemann, L. Homagk, M. Diefenbeck, T. Mückley, G.O. Hofmann
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 12/2007
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Zahl der jährlich implantierten Endoprothesen steigt kontinuierlich. Gleichzeitig werden die Patienten immer älter. Somit werden auch die von postoperativen Komplikationen Betroffenen immer älter und auch kränker. Die postoperative periprothetische Infektion stellt die schwerwiegendste dieser Komplikationen dar. Die Behandlungsstrategien von Endoprotheseninfektionen werden kontrovers diskutiert. Empirische Untersuchungen zeigen, dass zur Zeit der Prothesenwechsel (ein- bis mehrzeitig) das Verfahren mit den besten Erfolgsaussichten ist. Diese sehr aggressiven und körperlich belastenden Therapiestrategien sind dem hochbetagten, polymorbiden Patienten in einzelnen Fällen nicht zuzumuten. Ziel dieser Untersuchung war die Beantwortung der Frage, ob der Endoprothesenerhalt mit lokaler chirurgischer Revision, Anlage einer Fistula persistens und Langzeitantibiotikagabe eine mögliche Therapieoption im Falle des periprothetischen Infekts beim hochbetagten polymorbiden Patienten darstellt.
Patienten
Vom 01.01.2004 bis zum 28.01.2007 wurden 12 derartige Patienten im Alter von durchschnittlich 79,8 Jahren mit periprothetischen Infektionen nach Hüftendoprothese (PIH) behandelt. 11 der 12 Patienten wurden präoperativ der ASA-Gruppe III zugeordnet. Die Standzeit der Hüftgelenkendoprothesen (HP) bei Auftreten der Symptome lag bei gemittelt 23,8 Wochen. 10 von 12 Infekten wurden durch Staphylokokken verursacht (3-mal MRSA). Wesentliche Komorbiditäten waren Hypertonus, Diabetes, KHK und Schilddrüsenfunktionsstörungen.
Ergebnisse
In einem Nachuntersuchungszeitraum von 8,83 Monaten waren 6 Patienten (Durchschnittsalter 85,5 Jahre) verstorben. Bei den restlichen 6 waren die Fisteln 5-mal reizlos offen und förderten Sekret. Einmal war die Fistel verödet. In keinem Fall fanden sich Zeichen des akuten Infekts. Alle Patienten waren unter Vollbelastung des Gelenks gehfähig.
Schlussfolgerung
Bei strenger Limitierung der Indikation auf den alten, polymorbiden Patienten scheint das prothesenerhaltende Vorgehen mit lokaler chirurgischer Revision, Anlage einer persistierenden Fistel und Langzeitantibiotikagabe eine mögliche Alternative zum Prothesenwechsel, insbesondere aber auch zur Resektionsarthroplastik zu sein.