Erschienen in:
15.09.2016 | Szintigrafie | Leitthema
Hydronephrose und Blasenentleerungsstörung
Diagnostik und Therapie im ersten Lebensjahr
verfasst von:
Dr. M. Schäfer, M. Stehr
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 10/2016
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Zusammenfassung
Durch den zunehmenden Einsatz der Sonographie in der Schwangerschaftsvorsorge wird der Großteil der urologischen Fehlbildungen pränatal erkannt. Eine spezifische Diagnose ist aus den pränatalen Befunden oft nicht mit Sicherheit zu erheben. Zugleich ist jedoch die Gefahr einer erheblichen Überdiagnostik gegeben. Daher ist die Pränatalberatung der werdenden Eltern in Zusammenarbeit aller beteiligten Fachdisziplinen (Geburtshilfe, Neonatologie, Kindernephrologie, Kinderurologie/Kinderchirurgie) von besonderer Bedeutung. Auch postnatal stellt die Sonographie das Arbeitspferd der primären Diagnostik dar, weiterführend ergänzt um Miktionszystourethrographie, MAG3-/DMSA-Nierenszintigraphie (MAG3: Mercaptoacetyltriglycerin; DMSA: „dimercaptosuccinic acid“), in zunehmendem Maß auch um die Magnetresonanz(MR)-Urographie. Bei primärem obstruktivem Megaureter und vesikoureteralem Reflux bestehen hohe Maturationsraten, sodass eine kausale chirurgische Therapie im ersten Lebensjahr nur selten notwendig ist. Dennoch müssen auch diese Kinder engmaschig sonographisch und klinisch kontrolliert werden. Bei der Ureterabgangsstenose stellt die in der frühzeitigen und ggf. wiederholten MAG3-Szintigraphie nachgewiesene abfallende Nierenfunktion die Operationsindikation dar. Von besonderer Bedeutung ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei männlichen Patienten mit posterioren Harnröhrenklappen, die nach neonatologischer Stabilisierung frühzeitiger Entlastung und Resektion der Harnröhrenklappen bedürfen, gefolgt von enger kinderurologischer und -nephrologischer Weiterbetreuung.