Zu viel LDL? Statine normalisieren Gefäßrisiken bei Kindern

Erhalten Kinder mit familiärer Hypercholesterinämie eine Statintherapie, sind ihre Gefäße nach 20 Jahren ähnlich gesund wie bei nicht betroffenen Geschwistern. Zudem ist die kardiovaskuläre Ereignisrate deutlich reduziert. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In Leitlinien wird bei Kindern mit familiärer Hypercholesterinämie (FH) ab einem Alter von acht bis zehn Jahren eine Statintherapie empfohlen, um Gefäßschäden und vaskulären Ereignissen vorzubeugen. Dadurch soll eine frühe Atherosklerose verhindert werden. Dies scheint ganz gut zu klappen: Nach Langzeitdaten einer Studie mit Pravastatin haben FH-Patienten nicht mehr Plaques als solche ohne FH, auch ist die kardiovaskuläre Ereignisrate im Vergleich zu unbehandelten FH-Patienten deutlich reduziert. Zu diesem Schluss kommen Pädiater um Dr. Ilse Luirink von der Uniklinik in Amsterdam, nachdem sie die Teilnehmer der Studie rund 20 Jahre nach ihrem Beginn zu einer erneuten Untersuchung eingeladen hatten. Dabei wurde per Ultraschall die Intima-media-Dicke der Karotiden als Maß für die Atherosklerose bestimmt. Diese verglichen sie mit der Intima-media-Dicke von nicht betroffenen Geschwistern. Zudem bestimmten sie die Rate kardiovaskulärer Ereignisse und verglichen sie mit der Ereignisrate ihrer von FH betroffenen Eltern. Von den 214 Teilnehmern der Studie nahmen 184 an der Nachuntersuchung teil (86%), von den 95 Geschwistern kamen 77 (81%). Bei den meisten übrigen Teilnehmern konnten die Ärzte um Luirink zumindest die kardiovaskuläre Ereignisrate ermitteln. Bei allen FH-Patienten war die Diagnose durch Gentests bestätigt worden. LDL-Wert langfristig um ein Drittel reduziert Zum Studienbeginn waren die Teilnehmer im Schnitt 13 Jahre, bei der Nachuntersuchung 32 Jahre alt. Die Kinder mit FH hatten zu Beginn einen LDL-Wert von 237 mg/dl, bei der Nachuntersuchung einen von 161 mg/dl. Die Geschwister ohne FH zeigten jeweils Werte von 99 und 122 mg/dl. Ein Teil der Kinder mit FH bekam zwei Jahr lang eine Pravastatintherapie, der andere Teil Placebo. Nach zwei Jahren erhielten alle betroffenen Kinder Pravastatin. Bei der Nachuntersuchung gaben noch knapp 80% an, Lipidsenker zu nehmen, ein Fünftel aller untersuchten Patienten erreichte einen LDL-Zielwert von weniger als 100 mg/dl. Intima media so dick wie bei Gesunden Zu Beginn der Studie hatten die Kinder mit FH eine deutlich dickere Intima media als ihre nicht betroffenen Geschwister (0,446 versus 0,439 mm). 20 Jahre später gab es keine signifikanten Unterschiede mehr (0,555 versus 0,551 mm). FH-Patienten mit LDL-Werten unter 100 mg/dl hatten sogar eine signifikant dünnere Intima media als ihre gesunden Geschwister (0,532 mm). Unter den FH-Patienten wurde nur ein einziges kardiovaskuläre Ereignisse registriert: Ein Mann musste sich im Alter von 29 Jahren einer perkutanen Koronarintervention unterziehen – er hatte die Medikation bereits zwei Jahre nach Studienbeginn abgesetzt. Von den 159 zunächst unbehandelten Eltern mit FH – Statine wurden erst eingeführt, als die Eltern im Schnitt schon über 30 Jahre alt waren – erlitten 41 bis zum Alter von 40 Jahren ein kardiovaskuläres Ereignis. Dies betraf also immerhin ein Viertel der Elternteile mit FH. 27 von ihnen bekamen einen Herzinfarkt, sieben eine Angina pectoris. Das jüngste Herzinfarktopfer war 20 Jahre alt. Keiner der behandelten FH-Patienten starb im Laufe der 20 Jahre an einem kardiovaskulären Ereignis, dagegen kamen immerhin elf Elternteile mit FH (7%) bis zum Alter von 40 Jahren durch Herzinfarkte oder andere vaskuläre Ereignisse ums Leben. Die Langzeitdaten sprechen klar für den Nutzen einer möglichst frühen Statintherapie bei Kindern mit FH und bestätigen die Resultate retrospektiver Analysen, so das Fazit der Ärzte um Luirink. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich eine Statintherapie bei Kindern mit familiärer Hypercholesterinämie (FH) langfristig aus? Antwort: Die Intima media der Karotiden ist nach 20 Jahren ähnlich dick wie bei Gesunden, die kardiovaskuläre Ereignisrate ist im Vergleich zu unbehandelten FH-Patienten drastisch reduziert. Bedeutung: Eine Statintherapie eliminiert das erhöhte Atheroskleroserisiko bei Kindern mit FH. Einschränkung: Kleine Fallzahlen.

Springer Medizin

Zu viel LDL? Statine normalisieren Gefäßrisiken bei Kindern

Weiterführende Themen

Leitlinien kompakt für die Innere Medizin

Neu im Fachgebiet Innere Medizin

Niedriger diastolischer Blutdruck erhöht Risiko für schwere kardiovaskuläre Komplikationen

Therapiestart mit Blutdrucksenkern erhöht Frakturrisiko

Adjuvante Immuntherapie verlängert Leben bei RCC

Alectinib verbessert krankheitsfreies Überleben bei ALK-positivem NSCLC

Update Innere Medizin