Die hyperkalzämische Krise ist eine seltene, aber lebensbedrohliche Komplikation der schweren Hyperkalzämie. In > 90 % der Fälle sind der primäre Hyperparathyreoidismus (pHPT) oder Tumorerkrankungen die Ursache. Prodromi wie Übelkeit, Erbrechen oder Konzentrationsstörungen sind oft unspezifisch. Häufig bedingt ein dysregulierter Volumenstatus den Übergang der Hyperkalzämie in eine hyperkalzämische Krise. Der Körper hält die extrazelluläre Kalziumkonzentration eng reguliert (Gesamtkalziumspiegel 2,1 bis 2,5 mmol/L). Nur 50 % des extrazellulären Gesamtkalziums ist ionisiert und somit biologisch aktiv, der Rest ist größtenteils an Albumin und Globuline gebunden. Eine hyperkalzämische Krise liegt vor, wenn das (Albumin-korrigierte) Gesamtkalzium über 3,5 mmol/L steigt und schwere Symptome auftreten. Laborchemisch ist vor allem die Bestimmung des ionisierten Kalziums, behelfsweise auch der Albumin-korrigierten Gesamtkalziumkonzentration sowie die Bestimmung des (intakten) Parathormons (iPTH) entscheidend, denn die Ursachen der hyperkalzämischen Krise lassen sich grob in PTH-abhängige und -unabhängige Ursachen unterteilen. Da eine schnelle Behandlung essenziell ist, sollte die initiale Differenzialdiagnostik mit Bedacht erfolgen, um eine Verzögerung therapeutischer Interventionen zu vermeiden. Zu Beginn konzentriert sich die Therapie einer hyperkalzämischen Krise auf symptomatische Maßnahmen, wobei die Evaluation und Notfallbehandlung betroffener Patienten gemäß ABCDE-Schema (z. B. Atemwegssicherung) im Vordergrund stehen. Gleichzeitig sollte der Kalziumspiegel möglichst zeitnah und kontrolliert gesenkt werden. Neben einer differenzierten Volumentherapie kann (nach Ausgleich einer Hypovolämie) die supportive Gabe von Schleifendiuretika wie Furosemid erwogen werden. Gelingt kein schneller Behandlungserfolg oder liegen Kontraindikationen für die Gabe größerer Flüssigkeitsmengen vor (z. B. Herz- oder Niereninsuffizienz), ist der Beginn einer (kalziumfreien) Hämodialyse meist unumgänglich. Mit Calcitonin kann eine schnell einsetzende Kalziumreduktion erzielt werden. Je nach Ursache der schweren Hyperkalzämie stehen mit Cinacalcet, Bisphosphonaten und Denosumab weitere effektive Medikamente zur Verfügung, die innerhalb von zwei bis drei Tagen eine deutliche Reduktion der Kalziumspiegel bewirken können. Die Langzeitprognose ist primär abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung. In einer Patientenkohorte mit pHPT zeigte sich ein 3-Jahres-Überleben von 80 %.