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Erschienen in: NeuroTransmitter 1-2/2023

08.02.2023 | Hypersomnie | Fortbildung

Psychiatrische Kasuistik

Fluktuierende Tagesschläfrigkeit

verfasst von: Francesca Regen, Dr. med. Verena van Ginneken

Erschienen in: NeuroTransmitter | Ausgabe 1-2/2023

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Auszug

Eine 32-jährige, aus Argentinien stammende Patientin stellte sich aufgrund von gesteigerter Tagesschläfrigkeit erstmals in unserer Schlafambulanz vor. Die Tagesschläfrigkeit bestehe durchgehend seit ihrem 15. Lebensjahr und sei unabhängig von bereits vorbekannten depressiven Episoden. Im Jahr 2017 sei in ihrem Heimatland Argentinien eine schlafmedizinische Abklärung erfolgt und die Diagnose einer idiopathischen Hypersomnie gestellt worden. Entsprechende Vorbefunde waren nicht erhältlich, die Patientin gab jedoch an, dass eine nächtliche Polysomnografie sowie - mit zeitlicher Latenz - ambulant ein Multipler Schlaflatenztest (MSLT) durchgeführt worden seien. In der Folge habe sie zusätzlich zu ihrer antidepressiven Medikation Therapieversuche mit Stimulanzien unternommen und bis zu 200 mg Modafinil pro Tag eingenommen, darunter sei es allerdings zu einer Zunahme von Angstgefühlen gekommen. Aktuell nehme sie bis zu 30 mg Methylphenidat pro Tag ein, aber ohne ausreichende Wirkung. Weitere Behandlungsversuche seien mit Melatonin zur Nacht (2 mg retardiert) sowie nicht medikamentös durch eine Verbesserung der Schlafhygiene und die probatorische Verlängerung der nächtlichen Schlafdauer auf zehn Stunden unternommen worden, jeweils ohne ausreichende Besserung. In den letzten sechs Monaten sei es zudem zu einer plötzlichen, deutlichen Zunahme der Beschwerden gekommen, sie sei in ihrer Leistungsfähigkeit tagsüber vermehrt eingeschränkt, schlafe unter anderem am Computer sitzend ein und könne sich nur schwer auf die Bearbeitung ihrer Masterarbeit konzentrieren. Bezüglich ihres Tag-Nacht-Rhythmus gab sie an, zwischen 0:00 und 4:00 Uhr zu Bett zu gehen. Die Einschlaflatenz betrage 20 bis 60 Minuten, sie stehe zwischen 10:00 und 15:00 Uhr auf. Relevante Durchschlafstörungen wurden verneint, die Nachtschlafdauer betrage durchschnittlich acht Stunden. Trotzdem fühle sie sich tagsüber müde und schlafe teils ungewollt ein. Sie könne höchstens vier bis fünf Stunden arbeiten, tagsüber schlafe sie zu wechselnden Zeiten ein bis vier Stunden. Teils komme es zudem zu ungeplantem "Minutenschlaf", nach dem Erwachen fühle sie trotzdem häufig nicht erfrischt. …
Literatur
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Metadaten
Titel
Psychiatrische Kasuistik
Fluktuierende Tagesschläfrigkeit
verfasst von
Francesca Regen
Dr. med. Verena van Ginneken
Publikationsdatum
08.02.2023
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
NeuroTransmitter / Ausgabe 1-2/2023
Print ISSN: 1436-123X
Elektronische ISSN: 2196-6397
DOI
https://doi.org/10.1007/s15016-022-3007-4

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