Aktive Kinder haben nachts häufiger Hypoglykämien

Bei Kindern mit Diabetes rutscht der Blutzucker in der Nacht offenbar gar nicht so selten gefährlich tief ab und das über Stunden, vor allem wenn sie tagsüber Sport gemacht haben. Eltern, deren Kind an Typ-1-Diabetes erkrankt ist, plagt häufig die Angst, dass der Blutzucker ihres Kindes in der Nacht, während es schläft, gefährlich tief sinken könnte, und es keiner bemerkt. Wie berechtigt diese Angst ist und wie wichtig eine entsprechende Wachsamkeit und Sorgfalt beim täglichen Diabetesmanagement sind, unterstreicht eine aktuelle Erhebung aus der Schweiz. Demnach treten nächtliche Hypoglykämien bei Kindern mit Diabetes recht häufig auf und halten oftmals über Stunden an. Vor allem wenn sich das Kind tagsüber viel bewegt hat, ist Vorsicht geboten. Die Diabetologin Sara Bachmann von der Universitäts-Kinderklinik in Basel und ihre Kollegen hatten bei 51 Kindern zwischen zwei und 17 Jahren, die seit mindestens einem halben Jahr an Diabetes erkrankt waren, sechs Tage lang ein kontinuierliches Glukosemonitoring (Medtronic iPro) durchgeführt. 15 Kinder hatten eine Insulinpumpe, 36 spritzten regelmäßig Insulineinzeldosen. Außerdem interessierte die Schweizer Diabetologen, wie aktiv die Probanden tagsüber waren, und sie maßen deren Bewegungspensum mit Hilfe der Akzelerometrie. Ab 2,296 Zählimpulsen pro Minute stuften sie die Bewegungsintensität als mäßig bis moderat ein (MVPA), ab 4,012 Zählimpulsen pro Minute als hoch (VPA). Insgesamt 128-mal wurden in der Nacht Blutzuckerwerte unter 3,7 mmol/l gemessen, wobei bei nur acht dieser Hypoglykämiephasen die Betroffenen Symptome wahrgenommen haben. Die Hypoglykämien hielten zwischen 10 und 665 Minuten an: Unter einer Stunde dauerten 36% der Hypoglykämien, zwischen einer bis drei Stunden 34%, zwischen drei und sechs Stunden 24%, und 6% bestanden länger als sechs Stunden. Je aktiver das Kind, desto höher das Risiko Das Hypoglykämierisiko korrelierte dabei deutlich mit der körperlichen Aktivität der Kinder tagsüber. Bei einer Stunde Sport mäßiger bis moderater Intensität stieg das Risiko für eine nächtliche Unterzuckerung um 58% (p = 0,009), bei einer Stunde intensiver körperlicher Aktivität gar um 82% (p = 0,01). Als guter Indikator stellte sich ein Blutzuckerwert unter 6 mmol/l vor dem Schlafengehen heraus. Lag der Glukosewert darunter, stieg das Hypoglykämierisiko um das 2,5-Fache (p < 0,001). Das Alter der Kinder, die Insulindosierung sowie die Dauer der Erkrankung spielten hingegen keine Rolle. Auch die Therapieformen, Insulinpumpe oder regelmäßige Injektionen, beeinflussten das Hyperglykämierisiko nicht. Am Blutzuckerwert vor dem Zubettgehen orientieren Hypoglykämien in der Nacht kommen bei Kinder mit Diabetes sehr häufig vor, bleiben meist symptomlos und dauern nicht selten über mehrere Stunden an, so das Resümee der Schweizer Diabetologen. Besonders intensive Bewegung tagsüber und ein Glukosewert vor dem Zubettgehen unter 6 mmol/l erhöhen das Risiko drastisch. Kinder mit Diabetes nun vom Sport abhalten zu wollen, wäre aber die falsche Strategie, wie Bachmann und Kollegen betonen. Kinder mit Diabetes sollten unbedingt auch weiterhin zu körperlicher Bewegung motiviert werden, das Augenmerk müsse vielmehr auf einer intensiven Schulung der Betroffenen in puncto Hypoglykämieprävention liegen. Kinder und Eltern müssen verinnerlichen, dass „bei einem Blutglukosewert unter 6 mmol/l vor dem Schlafengehen die Kinder zusätzliche Kohlenhydrate essen sollten, dass außerdem die Insulindosierung angepasst und der Blutzuckerwert in der Nacht nochmals kontrolliert werden muss, insbesondere dann wenn die Kinder tagsüber sehr aktiv waren“, so die Studienautoren.

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