Erschienen in:
11.01.2017 | Herzchirurgie | Übersichten
Hypothermie und ihr Einfluss auf das Tumorwachstum
verfasst von:
N. Urban, F. Beyersdorf
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
|
Ausgabe 4/2017
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Abhängig vom Ausmaß der vorliegenden Erkrankung und des chirurgischen Eingriffs erfordern Operationen an der thorakalen Aorta Phasen des absoluten Kreislaufstillstands und zerebraler Minderperfusion. Seit Jahrzehnten wird hier die generalisierte Hypothermie zur Neuroprotektion eingesetzt. Inwiefern diese auch Einfluss auf die Entwicklung von Tumorerkrankungen nimmt, ist nach ersten Arbeiten von Temple Fay 1938 nicht hinreichend untersucht. Der hypotherme Kreislaufstillstand im Rahmen herzchirurgischer Operationen bietet die einzigartige Möglichkeit, heutzutage an die frühen Untersuchungen zur generalisierten Hypothermie anzuknüpfen.
Ziel der Arbeit
Es wird ein Überblick über die Entwicklung der generalisierten Hypothermie und kälteinduzierte zelluläre Veränderungen gegeben. Zudem wird der Einfluss der Hypothermie auf die Entwicklung von Tumorerkrankungen diskutiert.
Material und Methoden
Anhand ausgewählter Literaturarbeiten und ausgehend von eigenen Ergebnissen wird ein etwaiger Zusammenhang zwischen der generalisierten Hypothermie und dem Tumorwachstum beleuchtet.
Ergebnisse
In Abhängigkeit von Temperatur und Expositionszeit kann Kältestress ein Stagnieren des Zellzyklus, die Apoptose oder zelluläre Nekrose triggern. Auf der anderen Seite hat die generalisierte Hypothermie immunmodulatorische Auswirkungen auf die T‑Zell-Antwort, im Sinne einer Hemmung der zytotoxischen T‑Zell-Aktivität.
Schlussfolgerung
Sowohl eine Regression von Tumorerkrankungen durch Untergang vulnerabler Tumorvorstufen als auch eine Progression infolge hypothermer Immunsuppression sind denkbar. Hier sind weiterführende Untersuchungen nötig. Diese Fragestellungen würden sich an Patienten untersuchen lassen, die herz- und gefäßchirurgisch in Hypothermie operiert werden.