Tuberkulose: Therapie wird immer kürzer

Aktuelle Innovationen zur Therapie der Tuberkulose (TB) ermöglichen eine hohe Heilungsrate bei immer kürzerer Therapie. Das gilt sowohl für sensitive wie extensiv resistente Infektionen. Die aktuelle Pipeline für Medikamente gegen TB ist gut gefüllt [1], wenn sich auch Prof. Dr. Melvin Spigelman, Präsident der TB Alliance in New York noch mehr Mittel und Unterstützung wünschen würde, um neue Therapieansätze rascher voranzutreiben. Aktuelle Innovationen beziehen sich eher auf die Weiterentwicklung bereits bestehender Regime, erklärte er. Die offene, randomisiert-kontrollierte Studie „Study 31“ mit Personen mit neu diagnostizierter Lungen-TB verglich zwei viermonatige Regime mit Rifapentin mit einer Standardtherapie mit Rifampin, Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol über sechs Monate [2]. Es zeigte sich, dass die viermonatige Therapie mit Rifapentin plus Moxifloxacin der sechsmonatigen Standardtherapie in den Heilungsraten nicht unterlegen war. Die offene einarmige Studie Nix-TB prüfte das BPaL-Regime (Bedaquilin, Pretomanid und Linezolid) bei Personen mit resistenter oder extensiv resistenter TB [3]. Statt 18 Monaten wie bislang üblich, dauert diese Therapie nur sechs Monate. Sie führte in der Studie Nix-TB bei neun von zehn Patienten zu einem günstigen Ergebnis, definiert als klinische Erscheinungsfreiheit, negative Kultur und kein Therapieversagen oder Rückfall zu irgendeinem Zeitpunkt der Beobachtung. Die Toxizität von Linezolid (1.200 mg) war mit peripherer Neuropathie (81%) und Myelosuppression (48%) erwartbar hoch und laut Spigelman beherrschbar, führte aber doch häufig zu Dosisreduktionen oder Unterbrechungen der Anwendung der Substanz BPaL: Linezolid-Dosis lässt sich reduzieren Deshalb prüft die ZeNix-Studie aktuell eine weitere Optimierung der Therapie durch Anpassung der Dosis (1.200 vs. 600 mg) und der Dauer der Linezolid-Therapie (sechs vs. zwei Monate Linezolid in beiden Dosierungen). Nach den anlässlich des IAS 2021-Kongresses vorgestellten Ergebnissen erreichte in allen Armen ein hoher Anteil von Patienten ein günstiges Ergebnis [4]: 93 % bei 1.200 mg Linezolid über sechs Monate 89 % bei 1.200 mg Linezolid über zwei Monate 91 % bei 600 mg Linezolid über sechs Monate 84 % bei 600 mg Linezolid über zwei Monate Periphere Neuropathien und Anämien waren bei verkürzter Linezolidtherapie oder niedrigerer Dosis geringer, eine Optikusneuropathie trat überhaupt nur bei vier Patienten mit Linezolid-Standardtherapie (1.200 mg über 26 Wochen) auf. Eine Dosismodifikation war mit kürzerer und/oder geringer dosierter Linezolid-Gabe seltener notwendig (Tabelle). Die in Dosis und Therapiedauer reduzierte Linezolid-Gabe im Rahmen des BPaL-Regimes scheint damit bei vergleichbarer Wirksamkeit möglich, um die Toxizität des Regimes relevant zu senken. Tage statt Monate? Geht es nach Prof. Spigelman, könnte in einigen Jahren auch eine nur sieben bis zehn Tage dauernde Therapie möglich werden – eine entsprechende Unterstützung der Forschungsbemühungen vorausgesetzt. Bausteine für solche kurzen Therapieregime könnten beispielsweise langwirksame Medikamente und Immuntherapeutika sein. Weniger visionär dürften Small-molecule-Medikamente sein, die eine Therapie über drei oder weniger Monate ermöglichen, meinte er. Tabelle: ZeNIX-Studie: Toxizität bei Modifikation von Linezolid im Rahmen des BPaL-Regimes [4] Linezolid-Gabe im Rahmen des BPaL-Regimes periphere Neuropathie Opticus-neuropathie Myelo-suppression Dosismodifikation notwendig 1.200 mg Linezolid über sechs Monate 38 % 8,8 % 22 % 51 % 1.200 mg Linezolid über zwei Monate 24 % 0 % 17 % 28 % 600 mg Linezolid über sechs Monate 24 % 0 % 2 % 13 % 600 mg Linezolid über zwei Monate 13 % 0 % 7 % 13 % Quelle: IAS 2021 - the 11th IAS Conference on HIV Science vom 18.-21. Juli 2021, Symposium: „TB and HIV: Advances in diagnostics and treatment“ am 18. Juli 2021 Literatur: 1. https://www.newtbdrugs.org/pipeline/clinical (zuletzt am 22.07.21 aufgerufen) 2. Dorman SE et al. N Engl J Med. 2021;384(18):1705-1718 3. Conradie F et al. N Engl J Med. 2020;382(10):893-902 4. Conradie F et al. IAS 2021, LB-Abstract 2405 Diese Berichterstattung wurde durch finanzielle Unterstützung des Unternehmens Janssen-Cilag GmbH ermöglicht. Das Unternehmen hatte keinen Einfluss auf die Inhalte der Berichterstattung.

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