Zusammenfassung
Der demografische Wandel ist in vollem Gange und stellt uns, eine alternde Gesellschaft, vor enorme Herausforderungen. Dies verdeutlicht sich an der Verschiebung der Altersstruktur hin zu alten Menschen: Derzeit beträgt der Anteil der über 80‑Jährigen an der europäischen Gesamtbevölkerung ca. 4 %, das sind in etwa 350.000 Menschen in Österreich. Dieser Prozentsatz wird sich in den nächsten 40 Jahren auf 12 % erhöhen [1]. Alter, insbesondere Hochaltrigkeit, ist von einer erhöhten Vulnerabilität für altersspezifische Funktionsverluste gekennzeichnet; Multimorbidität, Mobilitätsprobleme und Schmerz nehmen ab dem 80. Lebensjahr deutlich zu [2, 3] und sind häufig Grund für eine stationäre Aufnahme. Im Alter wird der kurative medizinische Behandlungsansatz durch präventive und rehabilitative Aspekte erweitert, die sich auf die Leistungsfähigkeit und die allgemeinen Alltagsbedingungen beziehen [4]. Grundlage dafür ist eine umfassende Beurteilung der Patienten anhand eines geriatrischen Assessments, das neben krankheitsspezifischen Parametern auch die subjektive Beurteilung des Gesundheitszustands berücksichtigt. Diesen allgemeinen Überlegungen folgend wurde an der akutgeriatrischen Abteilung des Klinikums Klagenfurt am Wörthersee ein geriatrisches Basisassessment (GBA) standardmäßig implementiert. Die dort seit April 2008 verwendete Screeningbatterie dient zur umfassenden Beurteilung des körperlichen, mentalen und sozialen Gesundheitszustands der Patienten. Die Datensammlung selbst obliegt allen Berufsgruppen in der Geriatrie (Ergotherapie, Logopädie, Medizin, Pflege, Sozialarbeit, Physiotherapie und Psychologie). Die vorliegende Studie untersucht potenzielle Unterschiede zwischen objektiv messbaren (GBA) und subjektiv wahrgenommenen Beeinträchtigungen ehemaliger geriatrischer Patienten, da die gesundheitsbezogene Selbstwahrnehmung als Prädiktor für zukünftige gesundheitsrelevante Ereignisse geeignet zu sein scheint [5, 6]. Bisherige Studien näherten sich dieser Thematik über univariate Operationalisierungen des subjektiv wahrgenommenen Gesundheitszustands [7, 8, 9], jedoch scheint die kognitive Konstruktion der Antwort auf die Frage „Wie würden Sie im Allgemeinen Ihren Gesundheitszustand einschätzen?“ unter simultaner Berücksichtigung mehrerer Bewertungsdimensionen zu geschehen [10, 11]. Um diese Mehrdimensionalität entsprechend zu berücksichtigen, stellt die vorliegende Arbeit mit Hilfe von Latent-Class‑/Profile-Modellen identifizierte Beeinträchtigungstypen ehemaliger geriatrischer Patienten vor. Diese Typologie wurde im nächsten Schritt in Form von fiktiven Fallvignetten einer Teilstichprobe vorgelegt, um potenziell abweichende Beeinträchtigungswahrnehmungen zu identifizieren.