Schuleingangsuntersuchung: Den Impfpass bitte!

Schuleingangsuntersuchungen bieten unter anderem Gelegenheit, Eltern auf bestehende Impflücken ihrer Kinder aufmerksam zu machen. Insgesamt zeigen sich beim Impfschutz zwar erfreuliche Entwicklungen, doch bei der zweiten Masern-Impfung hinkt Deutschland noch immer hinter den WHO-Zielen her. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die obligatorische Überprüfung des Impfstatus der ABC-Schützen bei der Schuleingangsuntersuchung dient dem Robert Koch-Institut (RKI) alljährlich als Basis zur aktuellen Bewertung des Impfschutzes der vier- bis siebenjährigen Kinder sowie der Entwicklung der Impfquoten in Deutschland. Dem aktuellen Bericht des RKI zufolge wurden im Jahr 2016 von 91,7% der untersuchten Schulanfänger Impfdokumente vorgelegt, anhand deren der Impfstatus ermittelt werden konnte. Der Vergleich zu den Vorjahren zeigt, dass die Impfquoten in den letzten Jahren überwiegend konstant geblieben oder kontinuierlich angestiegen sind. Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio, Hib, Hepatitis B Als weiterhin sehr gut wird der Impfschutz gegen Diphterie (94,5%), Tetanus (94,8%), Pertussis (94,2%), Hämophilus influenzae Typ b (Hib, 92,6%) und Poliomyelitis (93,9%) eingestuft – wenn auch zu beobachten ist, dass die Quoten für die Diphtherie-, Tetanus- und Polio-Impfung in den letzten zehn Jahren um etwa 2,5 Prozentpunkte gesunken sind. Die erfasste Impfquote von 87,3% für die Hepatitis-B-Impfung halten die Experten des RKI allerdings weiterhin für unzureichend. Masern, Mumps, Röteln Deutschland hat das WHO-Ziel von mindestens 95% Impflingen bei der ersten Masern-Impfung auch 2016 bundesweit erreicht. Die Impfquote der ABC-Schützen lag durchschnittlich bei 97,1%. Im Jahr 2016 gelang es erstmals in allen 16 Bundesländern, die Hürde von 95% für die erste Masern-Impfung zu überspringen, da nun auch Baden-Württemberg mit 95,2% dabei ist. Dagegen wurde die für die Elimination angesetzte Quote bei der zweiten Masern-Impfung lediglich in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erzielt. Alle anderen Bundesländer hinken den Schuleingangsuntersuchungen zufolge hinterher. Die Daten der KV-Impfsurveillance, einer weiteren Datenbank zur Überwachung des aktuellen Impfschutzes, lassen allerdings auch erkennen, dass zahlreiche Kinder nicht zeitgerecht gegen Masern geimpft werden, insbesondere im Hinblick auf die zweite Impfung. Einen Schutz gegen Mumps und Röteln durch zweimalige Impfung stellten die untersuchenden Ärzte bei 92,7% der Schulanfänger fest. Varizellen 87,8% der ABC-Schützen hatten eine erste Varizellen-Impfung erhalten. Die seit 2009 empfohlene zweite Impfung wurde bis 2016 bei 84,3% der Schulanfänger nachgeholt. Insgesamt zeichnet sich bei der Windpocken-Impfung eine Zunahme der Impfquoten sowohl für die erste als auch für die zweite Impfung ab. Meningokokken C Seit 2006 wird von der STIKO eine einmalige Impfung gegen Menigokokken C im zweiten Lebensjahr empfohlen. Im Jahr 2016 wurde hierzu eine durchschnittliche Impfquote von 89,4% festgestellt, die seit 2007 fortwährend ansteigt. Innerhalb Deutschlands reichen die Impfquoten im Jahr 2016 von 84,7% in Bayern bis 95,1% in Mecklenburg-Vorpommern. Pneumokokken Während bei den Impfquoten zur Pneumokokken-Impfung in den Jahren 2010 bis 2015 ein kontinuierlicher Anstieg erkennbar war, ist der Wert im Jahr 2016 um 1,7 Prozentpunkte auf 84,4% abgefallen. FSME Die FSME-Impfung wird allen Personen empfohlen, die in FSME-Risikogebieten Zecken ausgesetzt sind. Die zum Vorjahr konstant gebliebenen Impfquoten dieser Impfung wurden 2016 in fünf Bundesländern zum Schulantritt erfasst: Baden-Württemberg (21,6%), Bayern (33,9%), Hessen (17,6%), Saarland (11,7%) und Thüringen (18,6%). Rotavirus Die seit 2006 verfügbare Rotavirus-Impfung wird von der STIKO seit 2013 für Säuglinge in den ersten Lebensmonaten empfohlen. In der Geburtskohorte der 2016 eingeschulten Kinder galt die STIKO-Empfehlung demnach noch nicht, sodass nur Daten aus einzelnen Bundesländern existieren. Während in Nordrhein-Westfahlen etwa die Rotoavirus-Impfquote bei 11,7% lag, wurden in Sachsen 56,8% erreicht – Tendenz steigend. Dies bestätigen die Ergebnisse der KV-Impfsurveillance zur aktuellen Inanspruchnahme von Impfungen, bei der sich für den Geburtsjahrgang 2015 bundesweit eine Quote von 68,3% ergab, allerdings wiederum mit großen Unterschieden zwischen den Bundesländern. Der Osten ist Vorreiter beim Impfschutz Insgesamt ist erkennbar, dass die in den neuen Bundesländern untersuchten Kinder bei allen von der STIKO empfohlenen Impfungen durchschnittlich einen besseren Impfschutz aufweisen als die Kinder der alten Bundesländer. Besonders deutlich wird dies bei der Pneumokokken-Impfung (5,1 Prozentpunkte höher), bei der zweiten Varizellen-Impfung (4,8 Prozentpunkte höher) und bei der Hepatitis-B-Impfung (4,4 Prozentpunkte höher). Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie gut ist der Impfschutz bei den Schulanfängern in Deutschland? Antwort: Die meisten Impfquoten sind gleichbleibend oder ansteigend. Bei der zweiten Masern-Impfung ist das WHO-Impfziel auch 2016 nicht erreicht. Bedeutung: Die Impfquote der zweiten Masern-Impfung muss weiter erhöht werden, um die Elimination der Masern zu erreichen. Einschränkung: Die bei der Schuleintrittsuntersuchung dokumentierten Impfungen liegen drei bis fünf Jahre zurück. Neue oder nicht zeitgerechte Impfungen werden damit nicht erfasst. Nicht alle Kinder können einen Impfpass vorlegen.

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