Erschienen in:
14.06.2019 | Impfungen | Originalien und Übersichten
Hemmnisse abbauen, Gesundheit fördern – Die Gesundheitsversorgung von Migrierten ohne Papiere im Rahmen eines Modellprojektes in Niedersachsen, 2016–2018
verfasst von:
Dr. Maren Mylius, MPH, Johannes Dreesman, Dr., Christel Zühlke, Elke Mertens, Dr.
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 8/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Um Hemmnisse im Zugang zur Gesundheitsversorgung für Migrierte ohne Papiere abzubauen, hat der niedersächsische Landtag 2014 ein dreijähriges Modellprojekt beschlossen. Hierfür wurden Vergabestellen (VS) in Hannover und Göttingen eingerichtet, wo Migrierte ohne Papiere einen Behandlungsschein (BS) zur Gesundheitsversorgung bei akuten Erkrankungen, Schmerzzuständen, für Vorsorgeuntersuchungen und für Impfungen erhalten.
Ziel der Studie
Wir untersuchten, welche medizinischen Leistungen während der ersten zwei Jahre des Projektes in Anspruch genommen wurden, um Bedarfe zu identifizieren und Verbesserungsvorschläge zu adressieren.
Methode
Wir analysierten die Daten der VS der ersten zwei Jahre seit Beginn der BS-Ausgabe (01.02.2016–31.01.2018). Wir werteten demografische Merkmale der Ratsuchenden, Beratungsanlässe, Diagnosen und ärztliche Maßnahmen deskriptiv aus. Zudem führten wir eine explorative Befragung Ratsuchender bei einer VS zum Thema Impfungen durch (02–05/2018).
Ergebnisse
An 236 Personen wurden 698 BS ausgegeben. Monatlich wurden im Mittel zunächst 17 (02–07/2016), zuletzt 44 Scheine (08/2017–01/2018) ausgegeben. 56 % der Ratsuchenden waren weiblich, 16 % waren <18 Jahre. Zur Schwangerschaftsüberwachung kamen 50 % der Frauen (66/132). Bei 4 % (9/236) wurden Impfungen abgerechnet. An der explorativen Befragung nahmen 18/25 Ratsuchenden teil. Grundsätzlich bestand bei allen eine Bereitschaft zur Impfung, 12 (67 %) hatten bereits Impfungen erhalten.
Schlussfolgerung
Die zunehmende Inanspruchnahme der VS zeigt einen Bedarf nach niederschwelliger Versorgung, vor allem bei besonders schutzbedürftigen Personengruppen (Kinder, Schwangere). Impfungen wurden kaum durchgeführt und sollten stärker befördert werden, z. B. durch Beratung und Aufklärung der Dienstleister und der Betroffenen.