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28.06.2017 | Zahnärztliche Implantologie | Sonderbericht | Online-Artikel

Kortikale Fixation von Kollagenmembranen bei geführter Knochenregeneration

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Die geführte Knochenregeneration als Therapieoption zur Kieferkammaugmentation erfordert häufig eine Fixation der Membran in der Kortikalis. Die Durchführung dieses technisch anspruchsvollen Vorgehens kann abhängig von der jeweiligen klinischen Situation schwierig durchzuführen sein. Mithilfe eines neuartigen Systems zur Titanpinfixation wird dieses Verfahren optimal unterstützt.

Nach einer Zahnextraktion kommt es zu einer mehr oder weniger starken Resorption des Alveolarfortsatzes. Diese Resorption erfordert häufig augmentative Verfahren im Rahmen der Implantattherapie, um langfristig erfolgreiche Ergebnisse zu erzielen. Eine Therapieoption zur lateralen Kieferkammaugmentation stellt die geführte Knochenregeneration mittels Knochenersatzmaterialgranulaten und resorbierbaren Kollagenmembranen dar. Bei dieser technisch anspruchsvollen Methode wird das partikuläre Augmentat mit einer resorbierbaren Kollagenmembran von den schnell proliferierenden Bindegewebszellen abgeschirmt, damit die langsamer ablaufende Knochenregeneration stattfinden kann. Durch nachfolgende Manipulationen am umliegenden Gewebe, z. B. beim Wundverschluss, kann es zum „Auspressen“ des Augmentats unter der Membran und zur Migration in das umliegende Gewebe kommen, was zu einem Volumenverlust v. a. im crestobukkalen Bereich führen kann. Neuere Untersuchungen¹,2 konnten zeigen, dass die Fixation nativer Kollagenmembranen mittels kortikaler Titanpins zu einer höheren Volumenstabilität führt. Eine erste Metaanalyse3 belegt, dass dies in einem höheren Knochenaufbauvolumen nach Abheilung resultiert. Die Fixation durch bisherige am Markt befindliche Pinsysteme kann jedoch in bestimmten Teilbereichen des Kiefers schwierig durchzuführen sein, da die meisten Systeme mit einem geraden Einbringinstrument arbeiten. Der Pin sollte möglichst im 90°-Winkel auf den Alveolarkamm aufgesetzt und dann mit einem Hammerschlag auf das Ende des Einbringinstrumentes in die Kortikalis getrieben werden. Wird der Pin in einem spitzeren Winkel aufgesetzt, kann es bei diesem Vorgang zum Abrutschen des Pins oder sogar zu einem Pinbruch kommen. Besonders im Lingualbereich des posterioren Unterkiefers sowie lingual bzw. palatinal im Frontzahnbereich des Ober- und Unterkiefers ist es häufig schwierig, die Pinfixation optimal mit den beschriebenen Systemen vorzunehmen. Vor allem bei geringer Mundöffnung oder kleinem Zugang zur Mundhöhle wird dies zusätzlich erschwert. Im vorliegenden Anwendungsbericht wird ein neues Gerät zur Pinfixation mit Hilfe von Druckluft vorgestellt, welches einen 90° abgewinkelten, ca. 1,5 cm langen Kopf aufweist (Smartact by Meta, zu beziehen über Zantomed, Duisburg, Deutschland). Diese Bauweise gewährleistet einen optimalen Aufsetzwinkel des Titanpins auch bei geringen Platzverhältnissen in allen Bereichen der Mundhöhle.

Der vorliegende klinische Fall zeigt eine 67 Jahre alte weibliche Patientin mit lange fehlender Bezahnung in regionem 35–37. Die Patientin äußerte den Wunsch nach einer festsitzenden implantatprothetischen Versorgung in diesem Bereich. Die Auswertung der präoperativen CT-Aufnahme der Patientin zeigte jedoch, dass der Alveolarkamm im crestalen Bereich lediglich eine Breite von ca. 3 mm aufwies. Aufgrund der geringen Kieferkammbreite wurde eine laterale Augmentation im Sinne der sogenannten „Sausage-Technik“ nach Urban und Kollegen mit subsequenter Implantation geplant.4,5

Nach Bildung eines Mukoperiostallappens von Zahn 34 bis in den Restmolarenbereich wurden mit Hilfe eines Safescrapers (Safescraper Twist by Meta, zu beziehen über Zantomed, Deutschland) autologe Knochenspäne aus dem Retromolarenbereich gewonnen und mit einem langsam resorbierbaren anorganischen bovinen Knochenmineral (creos xenogain, Nobel Biocare Services AG, Kloten, Schweiz) und steriler Kochsalzlösung zu einem Augmentatkomposit vermischt. Nach Anpassung der Kollagenmembran (creos xenoprotect, Nobel Biocare Services AG, Kloten Schweiz) wurde diese im vestibulären Bereich mit drei Titanpins durch das „Smartact“ apikal fixiert. Dieses Gerät ist luftdruckgetrieben (durch den Praxiskompressor) und wird ohne Elektrizität verwendet. Die Bedienung erfolgt über einen Fußanlasser, so dass eine Hand weniger benötigt wird. Die Membran kann vom Chirurgen alleine gespannt und fixiert werden, ohne zusätzlichen Hammerschlag. Bei der folgenden Applikation des Augmentats ist zu beachten, dass sich das Volumen während der Einheilzeit um ca. 30% reduziert und daher „überaugmentiert“ werden sollte. Anschließend wurde die Kollagenmembran durch sterile Kochsalzlösung rehydriert und nach lingual über das Augmentat gelegt. Dann erfolgte unter Spannung lingual am Kieferkamm die Befestigung mit zwei weiteren Titanpins und damit eine komplette Immobilisierung des Augmentats. Nach Mobilisation des Lappens durch horizontale Periostschlitzung erfolgte der Wundverschluss mit vertikalen Einzelknopfnähten sowie crestal zwei Matratzennähten und einer überwendlich fortlaufenden Naht aus PTFE.

Fazit

Das hier beschriebene neuartige Gerät zur Fixation von kortikalen Titanpins ermöglicht auch in schwer erreichbaren intraoralen Bereichen eine einfache, zeitsparende Fixierung von Membranen für die Augmentation mittels geführter Knochenregeneration am Kieferkamm.





Dr. med. dent. Bastian Wessing

Praxisklinik der Zahnheilkunde, Luisenhospital

Boxgraben 99, 52064 Aachen

bastian.wessing@googlemail.com

Dr. B. Wessing studierte von 2000 bis 2006 Zahnmedizin an der RWTH Aachen. Er wurde 2006 zum Zahnarzt approbiert. Von 2006 bis 2008 war er als wissenschaftlicher Angestellter in der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik und Biomaterialien des Universitätsklinikums der RWTH Aachen tätig. Seit 2008 ist er Zahnarzt in der Gemeinschaftspraxis Praxisklinik der Zahnheilkunde am Luisenhospital Aachen. Die Promotion erfolgte 2009. Seit 2010 ist er in der genannten Praxis niedergelassen. Sein Tätigkeitsschwerpunkt ist die Implantologie (DGI/BDIZ/EDI). Er ist Autor nationaler und internationaler Veröffentlichungen im Bereich Implantologie.


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Literatur

1. Mir-Mari J, Wui H, Jung RE, Hämmerle CH, Benic GI. Influence of blinded wound clo sure on the volume stability of different GBR materials: an in vitro cone-beam computed tomographic examination. Clin Oral Implants Res. 2016 Feb;27(2):258–265.

2. Mir-Mari J, Benic GI, Valmaseda-Castellón E, Hämmerle CHF, Jung RE. Influence of wound closure on the volume stability of particulate and non-particulate GBR materials: an in vitro cone-beam computed tomographic examination. Part II. Clin Oral Implants Res. 2017 Jun;28(6):631-639.

3. Wessing B, Lettner S, Zechner W. Guided bone regeneration with collagen membranes and particulate graft materials: A systematic review and metaanalysis. Int J Oral Maxillofac Implants. Accepted 2016.

4. Urban IA, Nagursky H, Lozada JL. Horizontal ridge augmentation with a resorbable membrane and particulated autogenous bone with or without anorganic bovine bone-derived mineral: a prospective case series in 22 patients. Int J Oral Maxillofac Implants. 2011 Mar-Apr;26(2):404–414.

5. Urban IA, Nagursky H, Lozada JL, Nagy K. Horizontal ridge augmentation with a collagen membrane and a combination of particulated autogenous bone and anorganic bovine bone-derived mineral: a prospective case series in 25 patients. Int J Periodontics Restorative Dent. 2013 May-Jun;33(3):299–307.

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