Wie gut stehen die Chancen auf ein zweites Kind mittels IVF oder ICSI?

Viele Frauen, die ihr erstes Kind dank assistierter Reproduktion auf die Welt gebracht haben, wünschen sich ein zweites Kind. Daten aus Australien helfen bei der Beratung über die Erfolgsaussichten der erneuten ART. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die meisten Studien zu den Erfolgschancen von assistierten Reproduktionstechniken (ART) analysieren die Geburtenraten bei erstmaliger Zuhilfenahme solcher Verfahren. Da aber viele Paare, wenn sie auf diesem Weg ihr erstes Kind bekommen haben, mit dem Wunsch nach einem zweiten zurückkehren, haben australische Wissenschaftler nachgerechnet, wie hoch dann die Erfolgsaussichten sind. Ihrer Analyse zufolge bewegt sich die Lebendgeburtrate nach maximal sechs kompletten Behandlungszyklen, je nach Voraussetzung, im Bereich zwischen 50% und 88%. Daten von 15.000 Frauen Die Forscher um Paul Repon von der Universität in Sydney haben die Daten von mehr als 15.000 Frauen ausgewertet. Sie hatten zwischen 2009 und 2013 ein erstes Kind mit Hilfe von IVF oder ICSI zur Welt gebracht und bis 2015 einen weiteren Versuch unternommen. Zu dieser Zeit waren sie im Mittel 36 Jahre alt. Verglichen mit etwa 20.000 Frauen, die die ART nach dem ersten Kind nicht erneut in Anspruch genommen hatten, waren sie jünger und öfter vor der ersten Konzeption per ART noch Nullipara, außerdem hatte man bei ihnen beim ersten Mal mehr Eizellen gewinnen können und häufiger eine ICSI als eine IVF angewendet. Bei über 30% nur ein Behandlungszyklus notwendig Bei drei Viertel der Frauen konnten die Reproduktionsmediziner auf überzählige gefrorene Embryonen vom ersten Mal zurückgreifen. Bei 43,4% von ihnen führte schon der erste Behandlungszyklus inklusive der Übertragung von gefrorenen Embryonen zur Geburt eines Kindes; bei den Frauen, die sich erst neu einer hormonellen Stimulation unterziehen mussten, gelang dies nur bei 31,3%. Der Vorsprung durch überzählige Embryonen aus der ersten ART-Behandlung blieb über alle Zyklen hinweg erhalten. Nach maximal drei kompletten Behandlungszyklen z. B. lag die kumulative Lebendgeburtrate konservativ geschätzt bei 60,1% und im besten Fall bei 81,4%. Ohne gefrorene Embryonen waren es 47,1% und 56,4%. Die konservative Annahme ging davon aus, dass Frauen, die die Kinderwunschklinik nicht mehr aufsuchten, alle nicht schwanger waren; die optimale, dass sie mit derselben Häufigkeit ein Kind zur Welt brachten wie die in der Klinik verbliebenen Frauen. 47-81% Lebendgeburtrate nach bis zu drei Zyklen Der Vorteil, der sich durch die zusätzliche Übertragung gelagerter Embryonen ergab, beschränkte sich allerdings auf Patientinnen, die bei der Behandlung für das zweite Kind älter als 30 Jahre waren. Die Lebendgeburtrate nach maximal drei Zyklen lag zwischen 68% (konservativ) und 90% (optimal) bei unter 35-Jährigen, zwischen 59,7% und 79,8% bei 35- bis 39-Jährigen und zwischen 38,4% und 54,8% bei 40- bis 44-Jährigen. Ohne überzählige Embryonen waren die Quoten deutlich geringer, sie betrugen etwa 49,2–59,4% im Alter zwischen 35 und 39 und 19,9–24,8% im Alter zwischen 40 und 44 Jahren. Nach bis zu sechs kompletten Zyklen erreichte die Lebendgeburtenrate, sofern anfangs noch gefrorene Embryos vorhanden waren, bei konservativer Schätzung 60,9% und im besten Fall 88,1%. Ohne überzählige Embryos vom ersten Mal bewegte sich die Rate zwischen 50,5% und 69,8%. Vorteil durch überzählige Embryonen von erster ART Die Chancen, mit Hilfe von ART ein zweites Kind zur Welt zu bringen, waren demnach besser, wenn die Frauen unter 35 waren, noch Embryonen eingefroren waren, nur männliche Infertilität vorlag oder für das erste Kind nur ein einziger Behandlungszyklus notwendig gewesen war. Für die besseren Aussichten auf ein zweites Kind bei gelagerten Embryonen führen die Studienautoren zwei Gründe an: Die überzähligen Embryonen spiegeln zum einen die per se bessere Prognose dieser Patientinnen wider, zum anderen wurden diese Embryonen im Schnitt 1,5 Jahre früher erzeugt und hatten damit einen biologischen Vorteil. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch sind die Erfolgsaussichten, nach Geburt eines ersten Kindes mit Hilfe der ART (ICSI und IVF) ein weiteres Kind auf diesem Weg zu bekommen? Antwort: Die kumulative Lebendgeburtrate nach bis zu sechs Zyklen bewegt sich zwischen 50% und 88%. Die Erfolgsquote hängt u. a. vom Vorhandensein eingefrorener Embryonen und dem Alter der Frauen ab. Einschränkung: Unvollständiger Abgleich individueller Prognosefaktoren wie Dauer der Infertilität und BMI.

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