Erschienen in:
02.08.2017 | Übersicht
Indikationsprüfung neuer Armprothesen
verfasst von:
Dr. S. Simmel, H.-P. Baumgärtler
Erschienen in:
Trauma und Berufskrankheit
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Sonderheft 1/2018
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Zusammenfassung
Die Versorgung mit geeigneten Prothesen von Patienten nach Amputationen an der oberen Extremität stellt eine große Herausforderung dar. Mit der Prothese soll es den Betroffenen erleichtert werden, sich selbst zu versorgen, ihre Freizeit zu gestalten, sich beruflich zu integrieren und an ihrer Umwelt teilzuhaben. Das Ziel der Versorgung ist letztendlich ein „Gleichziehen mit einem gesunden Menschen“. Um aus einer Vielzahl von Versorgungmöglichkeiten den richtigen Prothesentyp und ggf. deren günstigste Konfiguration herauszufiltern, bedarf es eines Messsystems, in dem die Ebenen der ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) abgebildet sind und das die individuellen Voraussetzungen der Patienten berücksichtigt. Im Rahmen der mehrtägigen stationären Indikationsprüfung erfolgt in der BGU Murnau zunächst eine umfangreiche Testung mit der vorhandenen Prothetik. Nach der Probeversorgung mit der zu testenden Prothese und einer intensiven Gebrauchsschulung werden die Tests nach einigen Tagen mit dem neuen Prothesenpassteil wiederholt. Der Vergleich der Testergebnisse ermöglicht eine sachlich fundierte Aussage hinsichtlich der medizinischen Notwendigkeit einer Versorgung mit der neuen Prothese. Validierte Assessments, wie z. B. OPUS und AM-ULP, sind Teil der Indikationsprüfung. Getestet werden die Bedienung der Prothese auf der Funktionsebene und die Nutzung auf der Aktivitätsebene. Zur Bewertung der Partizipationsfähigkeit werden komplexe Tätigkeiten in Alltagssituationen überprüft, die gemeinsam mit den Probanden ermittelt wurden. In der gesamten Bewertung spielt die Wahrscheinlichkeit für eine langfristige Versorgung eine große Rolle. Besondere Beachtung finden der spontane Gebrauch, mögliche Ausweichbewegungen und die Entlastung der gesunden Gegenseite sowie die der Wirbelsäule. Um einen hohen Grad der Objektivität zu erhalten, bewerten Patienten und medizinisches Personal die einzelnen Teste unabhängig voneinander. Gleichzeitig werden Videoanalysen signifikanter Sequenzen aus der Funktions‑, Aktivitäts- und Partizipationsprüfung erstellt.