18.02.2021 | Pädiatrische Dermatologie
Open Access
Infantile Hämangiome
Herausforderungen in Diagnostik und Therapie
- Zeitschrift:
-
hautnah
- Autor:
- Beatrix Volc-Platzer
Zusammenfassung
Die Prävalenz des infantilen Hämangioms beträgt 4,5 %. Am häufigsten finden sich Hämangiome am Stamm und an den Extremitäten. Risikolokalisationen sind der Kopf-Hals- und der Anogenitalbereich. Charakteristisch ist ein rasches Wachstum bis zum Erreichen von ca. 80 % der maximalen Größe bis zum Ende des dritten Lebensmonats. Auf die Wachstumsphase folgt eine spontane Regression bis zum Ende des 4. Lebensjahres. Die meisten Hämangiome sind unkompliziert, klein und erfordern keine Therapie. Dennoch sind engmaschige Kontrollen in den ersten Lebenswochen erforderlich, um IH mit erhöhtem Risiko rechtzeitig zu identifizieren und zu behandeln. Zu den Indikationen für eine Behandlung zählen Einschränkung der Atmung durch paraglottische oder -tracheale Lokalisation, eine drohende Herzinsuffizienz bei großen Hämangiomen, funktionelle Einschränkungen bis zur Amblyopie bei periokulärer Lokalisation, Behinderung der Nasenatmung durch IH am Naseneingang, Ulzeration von IH im Lippen- oder Genitalbereich, und – last but not least – kosmetische Beeinträchtigungen. Die Entdeckung des therapeutischen Potenzials von oralem Propranolol hat nicht nur das Therapiekonzept revolutioniert, sondern auch neue Erkenntnisse für die vaskuläre Biologie ermöglicht. Trotz raschen Ansprechens auf den systemischen Betablocker sollte eine Therapiedauer von 6 Monaten nicht unterschritten werden. Dermatologen und Dermatologinnen, Pädiater und Pädiaterinnen sowie Allgemeinmediziner sind gefordert, Hämangiome so früh wie möglich zu erkennen, um Risiko-Hämangiome im frühen Stadium der Proliferation zu erkennen und eine adäquate Therapie zu ermöglichen. Klinische Studien zur Evaluierung der Langzeitsicherheit von Propranolol sind erforderlich.