Erschienen in:
28.02.2018 | Diarrhoe | Leitthema
Reisediarrhö
Ursachen, Therapie und Prävention
verfasst von:
Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 4/2018
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Zusammenfassung
Akute Durchfallerkrankungen bei Kindern während Reisen in Entwicklungsländer kommen sehr häufig vor und werden vorwiegend (50–80 %) durch bakterielle Erreger verursacht. Die Inzidenzraten zeigen erhebliche regionale Unterschiede und sind am höchsten in Afrika und in südostasiatischen Ländern. Verglichen mit älteren Kindern und Jugendlichen erkranken Säuglinge und Kleinkinder häufiger und schwerer an Reisedurchfällen. Zumeist sind Reisedurchfallerkrankungen kurz dauernd und selbstlimitierend. Typisch sind häufige, weiche, wässrige Stühle mit Erbrechen und krampfartige Bauchschmerzen. Jüngere Kinder haben öfter schleimig-blutige Stühle und Fieber und leiden häufiger an länger dauernden Infektionen, die auch einer Antibiotikabehandlung bedürfen. Die rasche Korrektur von Dehydration und der frühzeitige Ersatz von Volumenverlusten sind die wichtigsten therapeutischen Interventionen. Der Ausgleich von Flüssigkeitsverlusten mit oralen Rehydrierungslösungen (ORS) ist insbesondere bei jungen Kindern besonders dringlich und notwendig. Orale Rehydrierungslösungen enthalten ausreichend Glucose und Elektrolyte zur Vermeidung von Elektrolytentgleisungen. Zum Einsatz von Peristaltikhemmern bei kindlicher Reisediarrhö gibt es kaum Daten. Antibiotika werden bei Kindern nicht routinemäßig empfohlen. Nur bei schwerer und protrahierter Reisediarrhö sind Antibiotika indiziert. Azithromycin sowie bei älteren Kindern und Jugendlichen Ciprofloxacin sind die Antibiotika der Wahl. Daten zur Wirksamkeit prophylaktischer diätetischer Maßnahmen und Empfehlungen sind für Kinder praktisch nicht vorhanden, dürften aber kaum Einfluss auf das Auftreten von Reisediarrhö haben. Insgesamt ist die Datenlage zur Reisediarrhö bei Kindern sehr limitiert und wenig bis nichtevidenzbasiert.