Mikrobiomtransfer gegen Clostridien klappt auch gut per Kapsel

Eine fäkale Darmfloraübertragung per Kapsel kann ebenso gut erneute Infektionen mit Clostridium difficile vorbeugen wie ein Koloskopie-basierter Transfer. Darauf deuten Daten einer kanadischen Interventionsstudie. Rezidivierende Infekte mit Clostridium difficile lassen sich bekanntlich schlecht kontrollieren. Je häufiger jemand an dem Keim erkrankt, umso eher muss er auch künftig mit schweren Clostridien-assoziierten Diarrhöen rechnen. Die Stuhlübertragung von gesunden Spendern hat sich bei solchen Patienten als wirksamstes Verfahren erwiesen. Über die beste Transfermethode wird aber noch viel diskutiert. Zu Auswahl stehen die Übertragung per Duodenalsonde oder während einer Koloskopie sowie oral verabreichte Kapseln mit Spenderstuhl. Studien deuteten auf einen besseren Schutz vor erneuten Infektionen bei einem Koloskopie-Transfer verglichen mit einer Übertragung per Duodenalsonde, schreiben Gastroenterologen um Dr. Dina Kao von der Universität in Edmonton. Wenig valide Daten gebe es jedoch zu einem Vergleich zwischen Koloskopie und Kapsel. Diese Lücke haben die Ärzte nun mit einer eigenen Studie versucht zu schließen. Zumindest nach ihren Daten ist ein Transfer per Kapsel ebenso wirksam wie die Übertragung während einer Koloskopie. Jeweils 96% Erfolgsquote An der Studie haben 116 Patienten mit mindestens drei Clostridium-difficile-Infekten in der Vorgeschichte teilgenommen. Das Alter lag im Schnitt bei 58 Jahren, zwei Drittel waren Frauen, alle wurden in drei Zentren in Kanada behandelt. Vor dem Transfer erhielten alle eine Vancomycin-Behandlung, etwa die Hälfte bekam anschließend 360 ml aufbereiteten und aufgetauten Fremdstuhl während einer Koloskopie in den Blinddarm übertragen, die übrigen schluckten unter Aufsicht 40 Gelatinekapseln mit einem Stuhlkonzentrat. Die Dosis entsprach der Stuhlmenge, die bei der Koloskopie verwendet wurde. Sämtliche Stuhlproben stammten von sieben gesunden Spendern. Als primären Endpunkt wählten die Forscher um Kao den Anteil von Patienten ohne erneute Clostridium-difficile-Infekte drei Monate nach dem Transfer. Zu diesem Zeitpunkt konnten sie noch Angaben zu 105 Patienten auswerten. Die übrigen hatten es sich noch einmal anders überlegt und auf die Therapie verzichtet oder kein Interesse an der Auswertung. 51 von 53 Patienten in der Gruppe mit Kapseln sowie 50 von 52 mit Koloskopie waren gesund geblieben, das entspricht jeweils 96% der Behandelten. Die Forscher um Kao gingen auch eine Worst-case-Analyse durch. Dazu nahmen sie an, sämtliche nicht ausgewerteten Patienten in der Kapselgruppe hätten sich eine weitere Infektion zugezogen, aber keiner der nicht ausgewerteten Teilnehmer in der Koloskopiegruppe. Selbst dann ließ sich keine Überlegenheit der Koloskopie beweisen. Die Forscher gehen aufgrund solcher Analysen von einer Nichtunterlegenheit der Kapselbehandlung im Vergleich zur koloskopisch gesteuerten Behandlung aus. Kostengünstige Alternative Schwere therapiebezogene Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet, leichtere Nebenwirkungen traten bei 5,4% der Patienten mit Kapseln und bei 12,5% mit Koloskopie auf. Die Koloskopie wurde zudem als unangenehmer empfunden: Nur 44% der Patienten hatten damit überhaupt kein Problem, immerhin 66% waren es in der Kapselgruppe. Keine signifikanten Differenzen gab es bei der Lebensqualität; diese nahm in beiden Gruppen in ähnlichem Maße zu. Auch die Diversität der Darmflora war nach zwölf Wochen vergleichbar gestiegen. Die Kosten der Kapseltherapie waren mit 395 kanadischen Dollar pro Patient nur ein Drittel so hoch wie der Transfer per Koloskopie – dieser wurde auf 1120 Dollar beziffert. Für die Darmspiegelung spreche jedoch, dass andere Ursachen für die Beschwerden besser ausgeschlossen werden könnten, heißt es in der Publikation. Insgesamt sei die Kapseltherapie eine ähnlich effektive, aber kostengünstigere Alternative zum Koloskopietransfer, schließen die Studienautoren aus ihren Daten. Allerdings sei der Erfolg wohl dosisabhängig. In anderen Kapselstudien seien zwar niedrigere Erfolgsquoten erzielt worden, dabei hätten die Teilnehmer allerdings auch deutlich geringere Stuhlmengen geschluckt.

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