29.04.2024 | Infektionen der Vagina | Frauengesundheit in der Praxis
Update zur bakteriellen Vaginose
Wissenswertes für die Praxis
verfasst von:
Prof. DDr. med. Alex Farr, MPH, Prof. Dr. med. Udo Hoyme, PD Dr. med. Julia Jückstock, Prof. Dr. med. Werner Mendling, Arbeitsgemeinschaft für Infektionen und Infektionsimmunologie in der Gynäkologie und Geburtshilfe (AGII), Deutsches Zentrum für Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 5/2024
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Zusammenfassung
Die bakterielle Vaginose (BV) ist ein vielfältiges Syndrom, das durch eine stark erhöhte Bakterienzahl, vor allem von Gardnerella spp., gekennzeichnet ist. Sie kann als Dysbiose, sexuell übertragbare Infektionskrankheit, als biofilmbedingter Zustand oder auch als subjektiv symptomloser Normalzustand mit erhöhter gynäkologisch-geburtshilflicher Morbidität verstanden werden. Aufgrund ihrer hohen Rate an Therapieversagen stellt die BV in der klinischen Praxis häufig eine Herausforderung dar. Neben der Phasenkontrastmikroskopie als First-line-Diagnostik in der frauenärztlichen Praxis stehen molekulargenetische Untersuchungen, wie Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH), Polymerasekettenreaktion (PCR) oder Next Generation Sequencing (NGS), zur Verfügung. Es existieren bestimmte Risikofaktoren für eine BV, ebenso wie prädisponierende Wirtsfaktoren, denen besondere Aufmerksamkeit bei der Abklärung und Rezidivprophylaxe eingeräumt werden sollte. Frauen mit vulvovaginalen Beschwerden sollen jedenfalls auf eine BV abgeklärt und die Therapie nur nach korrekt durchgeführter, ärztlich gesicherter Diagnostik eingeleitet werden. Die Therapie umfasst eine Antibiose mit oralem bzw. topischem Clindamycin oder Metronidazol, alternativ mit lokalen Antiseptika. Es gibt Hinweise, dass sich Milchsäure und Probiotika positiv im Sinne einer komplementären Therapie und Rezidivprophylaxe auswirken. Die künftige Forschung im Bereich der BV sollte sich darauf konzentrieren, die hohe Rezidivrate und chronisch rezidivierende Verläufe zu vermeiden. Dieser Übersichtsbeitrag bietet eine Zusammenfassung aktueller Strategien in der Abklärung und Behandlung von Patientinnen mit BV; er ersetzt nicht die Auseinandersetzung mit aktuellen Leitlinien und geltenden Empfehlungen.