Trotz Staphylokokken-Nachweis kein Zusatznutzen von Rifampicin

Die Praxis, die antibiotische Therapie um Rifampicin zu erweitern, wenn bei einer akuten periprothetischen Infektion Staphylokokken entdeckt werden, beruht auf schwacher Evidenz. Eine kleine randomisierte Studie findet keinen Nutzen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die implantaterhaltende Therapie akuter periprothetischer Infektionen besteht im aggressiven Débridement in Verbindung mit einer resistogrammgerechten antibiotischen Therapie. Wenn als Erreger Staphylokokken nachgewiesen werden – die häufigste Ursache solcher Infektionen –, beinhaltet die antibiotische Therapie meistens auch Rifampicin. Rifampicin ist ein Breitspektrumantibiotikum, das bakterizide Wirkung auch gegen S. aureus hat und den Vorteil besitzt, in den von Staphylokokken gebildeten Biofilm vordringen zu können. Orthopädische Chirurgen der Universität Oslo melden allerdings Zweifel an diesem Vorgehen an. Die wissenschaftliche Beweislage für einen Nutzen sei dünn. Außerdem konnten sie in einer eigenen kleinen Studie unter randomisierten kontrollierten Bedingungen keinen Vorteil einer Rifampicin-haltigen Therapie feststellen. Kein Unterschied bei Heilungsraten Studienteilnehmer waren 65 Patienten mit Hüft- oder Kniegelenk-TEP und akuter periprothetischer Infektion mit Nachweis von Staphylokokken. Sie erhielten entweder nur die antibiotische Standardtherapie (Cloxacillin bei Methicillin-empfindlichen bzw. Vancomycin bei Methicillin-resistenten Stämmen, jeweils für sechs Wochen) oder die Standardtherapie plus Rifampicin. 17 Patienten wurden in der Auswertung nicht berücksichtigt, meistens weil ein Antibiotikum abgesetzt worden war. Von den übrigen Patienten hatten 23 die Rifampicin-Kombination und 25 nur die Standardbehandlung bekommen. In beiden Gruppen war Methicillin-sensitiver S. aureus der führende Erreger, gefolgt von Methicillin-resistentem S. epidermidis. Eine Heilung, definiert als Abwesenheit von Zeichen einer Infektion oder einer Implantatlockerung über die nächsten zwei Jahre, erreichten 17 Patienten mit und 18 ohne Rifampicin (74% vs. 72%), ein nicht signifikanter Unterschied. Auch bei getrennter Betrachtung von Patienten mit S. aureus bzw. mit Koagulase-negativen Staphylokokken wurden jeweils vergleichbare Heilungsraten erzielt. Widersprüchliche Daten zu Rifampicin Die Ergebnisse stehen in Widerspruch zur bisher einzigen randomisierten kontrollierten Studie. An dieser Studie aus dem Jahr 1998 waren allerdings nur 15 Patienten mit periprothetischer Infektion beteiligt. Zwar sind danach einige retrospektive Beobachtungsstudien zugunsten von Rifampicin ausgefallen. Die norwegischen Ärzte kritisieren allerdings methodische Schwächen dieser Analysen. „Bislang gibt es nicht genug Daten, die für die Hinzunahme von Rifampicin sprechen“, lautet ihr Urteil. Die Studien deuteten zwar an, dass Rifampicin gegen Infektionen mit biofilmbildenden Bakterien wie Staphylokokken wirksam sein könnte. Dies müsse aber vor jedem Einsatz gegen mögliche Medikamenteninteraktionen und -toxizitäten abgewägt werden. Zum Beispiel gebe es Hinweise auf eine Wirkungsabschwächung, wenn Vancomycin und Rifampicin kombiniert würden. Leitlinie soll bald fertig sein „Angesichts des substanziellen Risikos für Medikamenteninteraktionen und der erhöhten Gefahr einer Resistenzentwicklung sehen wir keinen Vorteil der zusätzlichen Rifampicingabe gegenüber der Standardtherapie“, so Karlsen und Kollegen. Dabei weisen sie aber auch auf Beschränkungen der eigenen Daten hin, die sich vor allem aus der kleinen Teilnehmerzahl ergeben. Da außerdem die Wirkung von Rifampicin vom zweiten Antibiotikum abzuhängen scheine, seien ihre Resultate möglicherweise nicht vergleichbar mit denen anderer Rifampicinkombinationen. Eine Leitlinie zu periprothetischen Infektionen ist derzeit in Vorbereitung. Die Fertigstellung ist für Ende des Jahres angekündigt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Bietet bei implantaterhaltender Behandlung von periprothetischen Infektionen mit Staphylokokken die Hinzunahme von Rifampicin einen Vorteil gegenüber der Standardantibiotikatherapie? Antwort: In einer RCT mit 48 Patienten war die Behandlung mit und ohne Rifampicin bei etwa drei Viertel der Patienten erfolgreich. Bedeutung: Rifampicin bietet möglicherweise kein zusätzlichen Nutzen. Einschränkung: Studie mit wenigen Patienten.

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