Erschienen in:
09.12.2019 | Akute Tonsillitis | Medizin aktuell
Infektionen: Wann ist ein Abstrich sinnvoll?
verfasst von:
Springer Medizin
Erschienen in:
HNO Nachrichten
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Ausgabe 6/2019
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Auszug
_ Eine Antibiose, auch wenn sie nur über drei bis fünf Tage durchgeführt wird, bringt das Mikrobiom des Patienten für Monate aus der Balance, berichtete Dr. Horst Luckhaupt, Klinik für HNO-Heilkunde, St.-Johannes-Hospital, Dortmund. Die unnötige Gabe von Antibiotika fördere zudem Resistenzbildungen. Daher sei ein kritisches Verordnungsverhalten gefragt. In vielen Fällen ist ein Abstrich sinnvoll, um eine gezielte Antibiose zu ermöglichen. Liegen aber keine Krankheitszeichen einer bakteriellen Infektion vor, sind Antibiotika nicht indiziert, auch wenn als Zufallsbefund bei einem Abstrich potenziell pathogene Keime gefunden werden, betonte Luckhaupt. Oft besteht Unsicherheit, in welchen Fällen ein Abstrich entnommen werden sollte. Die akute Rhinosinusitis ist in den allermeisten Fällen viral bedingt und bei unkompliziertem Verlauf sei kein Abstrich nötig. Mundsoor wird in der Regel nach klinischer Diagnosestellung antimykotisch behandelt — Ausnahme sind onkologische und andere immunsupprimierte Patienten, bei denen ein Abstrich sinnvoll sei. Bei akuter Tonsillopharyngitis wird zur Differenzierung von viraler und durch beta-hämolysierende Streptokokken verursachter Tonsillitis eine klinische Diagnostik mittels McIsaac-Score empfohlen. Bei entsprechendem Ergebnis sollte für den Streptokokken-Nachweis ein Rachenabstrich erfolgen. Bei Wundheilungsstörungen sollte stets einen Abstrich genommen werden. Meist sind postoperative Wundinfektionen zwar durch Staphylococcus aureus bedingt, doch auch seltenere Bakterien oder Mischinfektionen sind möglich. …