Erschienen in:
01.02.2012 | Leitthema
Infertilität
Interaktion zwischen Schilddrüse und Gonaden
verfasst von:
Dr. B. Harbeck, G. Brabant
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
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Ausgabe 1/2012
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Zusammenfassung
Schilddrüsenfunktionsstörungen beeinflussen die Fertilität von Frauen wie auch von Männern. Wesentliche Pathomechanismen sind die durch eine Hypothyreose bedingte Hyperprolaktinämie sowie eine Änderung der Plasmabindungsaktivität des sexualhormonbindenden Globulins (SHBG). Bei Männern können klinisch insbesondere Erektionsstörungen und eine Verminderung der Spermienqualität auftreten, während bei Frauen Zyklusstörungen (Amenorrhö, Oligomenorrhö) im Vordergrund stehen. Es gibt deutliche Hinweise, dass schon eine subklinische Hypothyreose zu einer Störung der Fertilität führen kann, weshalb bei Vorliegen einer Infertilität die Schilddrüsenfunktion überprüft werden sollte. Obwohl die aktuelle Datenlage noch keine abschließenden Aussagen zulässt, erscheint die Substitutionstherapie mit dem Ziel eines optimalen Thyreotropin(TSH)-Spiegels von 1–2 mIE/l sinnvoll, da auf diese Weise in einzelnen Studien die Chance auf Fertilität und erfolgreiche Schwangerschaften erhöht wurde.
Die Hyperthyreose führt über eine Stimulation von SHBG bei beiden Geschlechtern zu erhöhten Gesamttestosteron- und Östradiolspiegeln. Klinisch stehen bei der Frau auch hier Zyklusstörungen im Vordergrund. Auch wenn die Studienlage insgesamt unzureichend ist, gibt es bei Männern Hinweise auf eine erhöhte Prävalenz von Erektionsstörungen sowie eine verminderte Spermienzahl und -motilität. Die Prävalenz einer subklinischen oder manifesten Hyperthyreose beträgt bei infertilen Frauen 2,1% und ist somit vergleichbar zur Häufigkeit in einer fertilen Population.