Geplante Sectio senkt das Risiko für Stressinkontinenz

Im Vergleich zu Zwillingsmüttern, die ihre Kinder vaginal zur Welt gebracht haben, berichten per Sectio entbundene Frauen seltener von Stressinkontinenz. Fragt sich, ob dieses Ergebnis auch auf Einlingsgeburten übertragbar ist. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Geburt auf natürlichem Weg steht im Verdacht, den Beckenboden mancher Frauen derart zu strapazieren, dass später Probleme mit der Kontinenz auftreten. In solchen Fällen könnte eine Geburt per Kaiserschnitt das Risiko verringern. Die Gynäkologin Eileen Hutton von der McMaster University in Hamilton, Kanada, hat sich dieser Frage angenommen. Zusammen mit einem Team von Kollegen hat sie in einer randomisierten Studie, der Twin Birth Study, die Folgen für die Kontinenz von vaginalen Geburten einerseits und Entbindungen per Sectio andererseits untersucht. Beteiligt waren 2305 Frauen mit Zwillingsschwangerschaften an 106 Zentren in 25 Ländern, darunter die Berliner Charité und die LMU München. Für 1155 war ein Kaiserschnitt vorgesehen, 1150 sollten auf natürlichem Weg niederkommen. Zwei Jahre nach der Geburt befragten Hutton und Mitarbeiter die Frauen zu Problemen mit der Kontinenz. 12,3% der Frauen in der Gruppe mit vaginaler Zwillingsgeburt gaben relevante Beschwerden einer Stressinkontinenz an. In der Sectiogruppe waren es 8,1%, ein signifikant geringerer Anteil. Der Unterschied manifestierte sich nur bei Frauen, die zuvor kontinent gewesen waren. Hingegen war keine statistisch bedeutsame Differenz bei Frauen festzustellen, die zuvor schon inkontinent gewesen waren; in beiden Gruppen waren das je rund 5% der Frauen gewesen. Nach der Geburt erhöhte sich der Anteil auf 30,8% (Sectio) und 24,1% (vaginale Geburt). Fluktuation zwischen den Gruppen „Unsere Befunde zeigen, dass die Art der Geburt mit der Prävalenz, aber nicht mit der Schwere einer Stressinkontinenz assoziiert ist“, folgern die Forscher um Hutton. Eine geplante Sectio könne das Risiko für eine Stressinkontinenz von Frauen, die mit Zwillingen schwanger gingen, bis zwei Jahre nach der Geburt senken. Die Autoren fragen sich jedoch, ob es möglich, ja überhaupt ratsam ist, die Ergebnisse auf Einlingsschwangerschaften – zumal solche mit Feten in Schädellage – zu übertragen. Zu beachten ist, dass es vor allem in der Gruppe der Frauen, die einer vaginalen Geburt zugeteilt waren, erhebliche Verschiebungen im Entbindungsmodus gegeben hat. 39,1% von ihnen brachten beide Kinder schließlich per Kaiserschnitt zur Welt, 3,7% durchliefen eine Kombination aus vaginaler und Schnittentbindung. Bei 57,1% schließlich wurden beide Kinder vaginal geboren. Und auch in der Gruppe mit Sectio verlief gut jede zehnte Geburt anders als geplant, bei 0,6% lief es auf eine Kombination aus vaginaler Geburt und Sectio hinaus, und immerhin 9,8% der Frauen, für die ein Kaiserschnitt vorgesehen war, brachten am Ende beide Kinder vaginal auf die Welt. Ursprünglich sollte die Studie auch Auskunft über die Raten analer Inkontinenz geben. Von deren verschiedenen Formen waren zwar zwischen 1,8% und 7,1% der Frauen betroffen. Für eine Analyse reichte die Teststärke der Studie aber nicht aus. Empfehlung der Redaktion 2014 | Harninkontinenz | OriginalPaper | Buchkapitel Zur Zeit gratis Harninkontinenz im Erwachsenenalter Die Harninkontinenz umfasst verschiedene Formen: Belastungs-/Stressinkontinenz, Dranginkontinenz, Mischinkontinenz, nächtliche Enuresis, andere sowie neurogene Formen. Dieses Kapitel gibt einen Überblick zu Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie der unterschiedlichen Formen der Blasenschwäche – übersichtlich, kompakt und in Stichpunkten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie steht es um die Kontinenz von Frauen nach Zwillingsgeburten, abhängig von der Art der Entbindung? Antwort: Nach geplanter Sectio kommt es seltener zu einer Stressinkontinenz als nach vaginaler Entbindung. Bedeutung: Bei der Beratung von Frauen, die mit Zwillingen schwanger sind, sollte diese Information nicht fehlen. Einschränkung: Die errechneten Inkontinenzraten beruhten auf den Angaben der Frauen selbst, denen es auch überlassen war, ob sie ihre Beschwerden als erheblich oder unerheblich einstuften.

Springer Medizin

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