16.05.2022 | Insomnie | Leitthema
Kognitive Störungen und Schlafstörungen bei Long-COVID
verfasst von:
Dr. Claudia Schilling, Andreas Meyer-Lindenberg, Janina Isabel Schweiger
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 8/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
In den letzten 2 Jahren der COVID-19(„coronavirus disease 2019“)-Pandemie ist das Wissen um Langzeitfolgen der Erkrankung, das sog. „Long-COVID“, rapide gewachsen. Es bleiben jedoch noch viele Fragen offen, v. a. was die Ursachen überdauernder Beschwerden und ihre Prognose betrifft. Kognitive Störungen und Schlafstörungen gehören zu den häufig beklagten Beschwerden. Beide gehen mit starkem Leidensdruck und deutlicher Alltagsbeeinträchtigung einher.
Ziel der Arbeit
Wie ist die Datenlage zum Auftreten kognitiver Störungen und Schlafstörungen bei Long-COVID? Welches sind Einflussfaktoren und was ist bekannt zum Verlauf und zu möglichen zugrunde liegenden Mechanismen? Welche Therapieoptionen gibt es?
Material und Methode
In einem narrativen Review werden die wichtigsten Befunde zu kognitiven Störungen und Schlafstörungen bei Long-COVID dargestellt. Es wird ein Überblick gegeben über die Kohortenstudien mit Daten zu Prävalenz und Einflussfaktoren beider Symptomkomplexe. Es werden derzeitige Kenntnisse und Hypothesen zu pathophysiologischen Mechanismen dargestellt und ein Ausblick auf Behandlungsansätze gegeben.
Ergebnisse
Etwa ein Fünftel der Betroffenen berichtet mehr als 3 Monate nach einer SARS-CoV-2(„severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“)-Infektion über kognitive Einschränkungen, etwa ein Drittel über Schlafstörungen, wobei es neben insomnischen auch zu hypersomnische Beschwerden kommt. Kognitive Störungen und Schlafstörungen treten bei Betroffenen aller Schweregrade auf. Es gibt Hinweise auf eine Besserung kognitiver Defizite im Verlauf, allerdings sind weitere Längsschnittstudien notwendig.
Diskussion
Neben der Prognose sind die zugrunde liegenden Krankheitsmechanismen noch unzureichend verstanden. Zudem besteht großer Forschungsbedarf zur Wirksamkeit und zu spezifischen Wirkfaktoren therapeutischer Interventionen.