06.06.2025 | Insomnie | Leitlinie
Insomnie – Update der S3‑Leitlinie
Relevantes für den hausärztlichen Bereich
verfasst von: Prof. Dr. med. Erika Baum, Maximilian Philipp, Kai Spiegelhalder
Erschienen in: Zeitschrift für Allgemeinmedizin
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Hintergrund
Schlafstörungen haben Krankheitswert bei resultierender Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit oder des Wohlbefindens am Tag und müssen nach ICD-10 mindestens einen, nach ICD-11 mindestens 3 Monate anhalten. Die S3-Leitlinie dazu wurde kürzlich upgedatet und publiziert. Hier werden die wichtigsten Empfehlungen erläutert.
Methoden
Schlüsselfrage war die Wirksamkeit verschiedener therapeutischer Verfahren oder Interventionen bei Menschen mit Insomnie. Dazu erfolgte eine systematische Literaturrecherche. In einem interdisziplinären Konsens wurden die Empfehlungen konsentiert und die Texte durch die beteiligten Fachgesellschaften und die AWMF autorisiert.
Wichtigste Neuerungen
Das empfohlene diagnostische Vorgehen blieb weitgehend unverändert, aber die Liste der auslösenden Medikamente und Erkrankungen wurde aktualisiert. Die kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I) soll bei allen Betroffenen als erste Behandlungsoption empfohlen werden, präferenziell als Therapie in Präsenz und auch bei komorbiden körperlichen oder psychischen Erkrankungen. Es gibt hier neuerdings auch die digitalen Gesundheitsanwendungen. Eine medikamentöse Therapie kann angeboten werden, wenn die KVT‑I nicht hinreichend effektiv war oder nicht durchführbar ist, mit großer Zurückhaltung bei älteren Personen und nicht als Langzeittherapie. Von einer Behandlung mit Antipsychotika ohne Vorliegen einer entsprechenden psychiatrischen Indikation oder sedierenden Antihistaminika wird explizit abgeraten. Für Phytotherapeutika gibt es eine „Sollte-nicht“-Empfehlung. Das gilt auch für eine über 12 Monate hinausgehende Behandlung mit dem Orexinrezeptorantagonisten Daridorexant. Auch Melatonin soll nicht langfristig eingesetzt werden. Eine Behandlung mit Bewegungs‑, Licht- und künstlerischen Therapien kann erwogen werden.