06.12.2024 | Intelligenzminderung | Originalarbeit
Erklärungs- und Handlungsmuster von Mitarbeitenden in besonderen Wohnformen bei aggressiv verstandenem Verhalten von Klient*innen mit geistiger Beeinträchtigung – Implikationen für Sicherheit und Implementierung
verfasst von:
Prof. Dr. Yvonne Kahl, Selina Sparrow
Erschienen in:
Prävention und Gesundheitsförderung
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Das Verhalten und die Einstellung von Mitarbeitenden bei aggressiv verstandenem Auftreten von Klient*innen mit geistiger Beeinträchtigung beeinflussen das Ausmaß der Sicherheit in besonderen Wohnformen. Untersucht wird, welche Erklärungs- und Handlungsmuster Mitarbeitende für das Verhalten von Klient*innen nutzen, wie dies den Fortgang beeinflusst und welche Entwicklungsbedarfe sich ableiten lassen.
Studiendesign und Untersuchungsmethoden
Sechs Expert*inneninterviews wurden mit Mitarbeitenden in besonderen Wohnformen für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung durchgeführt und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse
Körperlich und verbal als aggressiv erlebtes Verhalten von Klient*innen wird im Arbeitsalltag als belastend und sicherheitsrelevant beschrieben, wobei monokausale Erklärungen für das Verhalten dominieren. Durch das Schaffen klarer Alltagsstrukturen, verbale Beruhigungs- und Ablenkungsversuche, aber auch Fixierungen wird auf aggressives Verhalten reagiert. Institutionelle Strategien zur Stärkung von Sicherheit sind nicht allen Befragten präsent. Personalkapazitäten, zeitliche Ressourcen, orientierende Handlungsvorgaben, passende Raumstrukturen und Fortbildungen werden als Schlüsselfaktoren der Implementierung angesehen.
Diskussion
Der Überhang klient*innenbezogener Ursachenzuschreibungen, Belastungserleben der Mitarbeitenden und der Rückgriff auf teils wenig multikausal ausgerichtete Interventionen zeigen die Notwendigkeit institutioneller Auseinandersetzung mit dem untersuchten Thema.
Schlussfolgerung
Organisationen benötigen systematische Formate zur Stärkung der Klient*innensicherheit und passgenaue Implementierungsstrategien, mittels derer Mitarbeitende fachliche Haltungen und Handlungsweisen reflektieren können, um in Krisensituationen im Sinne des Gewaltschutzes zu handeln.