Patienten nach Op. zu kurz auf Intensivstation?

Bei nichtkardialen chirurgischen Eingriffen sind gastrointestinale und orthopädische Operationen, hohes Alter, Komorbidität, verzögerte Aufnahme auf die Intensivstation und eine Notoperation mit einer höheren Mortalität assoziiert. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Etwa 80% der postoperativen Todesfälle betreffen Hochrisikopatienten. Die Mortalität liegt einer Studie zufolge in dieser Patientengruppe bei etwa 12%. Auf der Suche nach Faktoren, die mit einer höheren Mortalität nach einer nichtkardialen Operation und Verlegung auf die Intensivstation einhergehen, haben Chirurgen um Sarah Ekeloef vom Zealand University Hospital in Køge in einer Kohortenstudie Daten des dänischen Nationalen Patientenregisters ausgewertet. Bei Patienten über 18 Jahren fokussierten die Ärzte auf jene, die zwischen 2005 und 2015 nach dem Eingriff auf einer Intensivstation weiter versorgt worden waren. Fast jeder Vierte starb noch auf der Intensivstation Primärer Endpunkt war die Mortalität 30 und 90 Tage sowie ein Jahr später. Zudem wurde der Zusammenhang zwischen neun vordefinierten Parametern wie Alter und Geschlecht und der Mortalität überprüft. Von mehr als 3300 Patienten konnten die Befunde für die Studie genutzt werden. 339 Patienten (10,2%) hatten sich einem urologischen, 2362 (71,3%) einem gastrointestinalen und 610 (18,4%) einem orthopädischen Eingriff unterziehen müssen. Median wurden die Patienten zwei Tage lang auf der Intensivstation versorgt (25.–75. Perzentil: 1–4 Tage). Zwischen Operation und Intensivstationaufnahme lag median ein Tag (0–5 Tage). Allerdings gab es keine Information über den Grund für die Verlegung auf die Intensivstation. Wie Ekeloef und ihre Kollegen berichten, starben insgesamt 22,3% der Studienteilnehmer noch auf der Intensivstation, 19,4% während des Klinikaufenthaltes nach der Verlegung von der Intensivstation. 30 Tage nach Aufnahme auf die Intensivstation lag die Mortalität bei 37,8%, nach 90 Tagen bei 44,5% und nach einem Jahr bei 51,2%. Eine unabhängige Assoziation mit einer höheren Mortalität stellten die Ärzte bei hohem Alter, bei höherer Komorbidität, gemessen anhand des Charlson Comorbidity Index, bei verzögertem Beginn der intensivmedizinischen Versorgung und einer Notfalloperation sowie bei gastrointestinalen und orthopädischen Eingriffen fest. Zu früh auf Normalstation verlegt? Obwohl es sich um Hochrisikopatienten handelte, war der Aufenthalt auf der Intensivstation nur kurz, wie die Chirurgen betonen. Das sei auch in früheren Studien beobachtet worden. Sie weisen unter anderem darauf hin, dass in einer Studie aus dem Jahr 2006 mit fast 60.000 intensivmedizinisch versorgten Patienten 40% der Todesfälle nach der Verlegung von der Intensivstation auftraten, obwohl weniger als 1% der Patienten der Intensivstation in die Palliativmedizin entlassen wurden. Nach Ansicht von Ekeloef und ihren Kollegen sei dies ein Hinweis darauf, dass Patienten, die weiterhin intensivmedizinisch betreut werden müssten, nicht erkannt würden. „Ein Großteil der Patienten wird möglicherweise zu früh auf die chirurgische Station verlegt, wo die Standardtherapie und die Überwachung unzureichend sind und dies somit zu lebensbedrohlichen postoperativen Komplikationen führen kann“, so die Ärzte. Einschränkend verweisen die Chirurgen darauf, dass das dänische Patientenregister keine Angaben zur präoperativen Gebrechlichkeit der Patienten enthielt, auch nicht zu perioperativen Variablen und zu postoperativen Komplikationen. Auch die Diagnosen, die zur Aufnahme auf die Intensivstation führten, seien nicht bekannt gewesen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Risikofaktoren erhöhen bei Patienten mit nichtkardialen Operationen möglicherweise das Sterberisiko nach Aufnahme auf eine Intensivstation? Antwort: Außer gastrointestinalen und orthopädischen Eingriffen sind hohes Alter, Komorbidität, verzögerte Aufnahme auf die Intensivstation und eine Notoperation mit einer höheren Mortalität assoziiert. Bedeutung: Vor allem bei älteren komorbiden Patienten, die sich einer Notoperation unterziehen müssen, ist mit einem erhöhten Sterberisiko zu rechnen und deshalb eine besondere Aufmerksamkeit angezeigt, etwa durch unverzügliche Verlegung nach der Op. auf die Intensivstation. Einschränkung: Verzerrungen des Studienergebnisses sind möglich, weil keine Informationen unter anderem zur Gebrechlichkeit vor dem Eingriff und zu perioperativen Parametern für die Auswertung verfügbar waren.

Springer Medizin

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