Hypothermie bei Asphyxie hebt den IQ im Kleinkindalter

Kinder mit perinataler Asphyxie profitieren auch langfristig von einer Hypothermiebehandlung. Denn im Vergleich zu Kindern mit einer Standardtherapie haben nach einer Hypothermie mehr Kinder im Alter zwischen sechs und sieben Jahren einen IQ von mindestens 85 und weniger Kinder neurologische Defizite. Die Wirkung einer Hypothermie ist in der britischen TOBY-Studie (Total Body Hypothermia for Neonatal Encephalopathy Trial) bei Neugeborenen und Kleinkindern bereits vor einem Jahrzehnt zwischen 2002 und 2006 geprüft worden. Im Alter von 18 Monaten war bei Kindern mit Hypothermie im Vergleich zu Kindern mit der Standardtherapie allein das Risiko für eine Zerebralparese signifikant vermindert. Zudem schnitten sie bei Kognitionstests wie dem BSID-II-Test (Bayley Scales of Infant Development II) besser ab. Eine Follow-up-Untersuchung erfolgte dann im Zeitraum zwischen 2009 und 2013, als die behandelten Kinder zwischen sechs und sieben Jahre alt waren. Bisher gab es keine Langzeitdaten zum Effekt einer Hypothermie bei solchen Kindern. Gekühlt wurde auf 33,0–34,0 °C rektal An der Studie hatten 325 Kinder teilgenommen, die frühestens in der 36. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen waren und eine moderate bis schwere Enzephalopathie nach Asphyxie hatten. Sie waren randomisiert innerhalb von sechs Stunden nach der Geburt zwei Behandlungsgruppen zugeordnet worden, in denen eine Standardtherapie mit Normothermie (rektal 36,5–37,0 °C) oder eine Standardtherapie plus Hypothermie, also Kühlung auf 33,0–34,0 °C rektal vorgenommen worden war. Die Hypothermiebehandlung erfolgt mit einer Kühldecke für einen Zeitraum von 72 Stunden. Danach folgte eine langsame Aufwärmphase.Die Sterberate unterschied sich zwischen den beiden Gruppen kaum. In der Kontrollgruppe starben 49 von 162 Kindern, in der Hypothermiegruppe waren es 47 von 163 Kindern. Primärer Endpunkt der Follow-up-Studie war die Rate der Kinder im Alter zwischen sechs und sieben Jahren, die einen IQ-Wert von mindestens 85 hatten. Deutlich mehr Kinder überlebten Wie die Neurologen um Professor Denis Azzopardi vom Kingʾs College in London berichten, lag der Anteil der Kinder mit einem IQ-Wert von mindestens 85 in der Gruppe mit Hypothermie bei 52% (75 von 145 Kindern) und damit signifikant höher als in der Kontrollgruppe mit 39% (52 von 132 Kindern). Zur Ermittlung des IQ-Wertes wurden die Ergebnisse zweier psychometrischer Tests verwendet, des Wechsler Preschool and Primary Scale of Intelligence III-Tests oder des Wechsler Intelligence Scale for Children IV-Tests. Der Wert für das relative Risiko (RR) betrug der Berechnung zufolge 1,31 (95%-Konfidenzintervall zwischen 1,01 und 1,71; p = 0,04). Die Wahrscheinlichkeit für einen so hohen IQ-Wert lag also in der Hypothermiegruppe um mehr als 30% höher als in der Kontrollgruppe. Nach Angaben von Azzopardi und seinen Kollegen lässt sich aus der statistischen Auswertung ablesen, dass acht Kinder eine Hypothermiebehandlung erhalten müssen, um zu verhindern, dass ein Kind mit Asphyxie stirbt oder einen IQ unter 85 hat. Darüber hinaus überlebten signifikant mehr Kinder mit Hypothermie ohne neurologische Defizite, nämlich 65 von 145 Kindern (45%), als in der Vergleichsgruppe (37 von 132 Kindern; 28%). Das entspricht einem RR von 1,60 (95%-Konfidenzintervall zwischen 1,25 und 2,22), wie die Neurologen berichten. So seien zum Beispiel Zerebralparesen signifikant seltener aufgetreten (21% versus 36%; p = 0,03). Keine Unterschiede habe es dagegen bei der Rate von Seh- und Hörstörungen gegeben. In der aktuellen deutschen Leitlinie zur „Behandlung der neonatalen Asphyxie unter besonderer Berücksichtigung der therapeutischen Hypothermie“ der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin wird darauf hingewiesen, dass bei einer Hypothermiebehandlung außerhalb von kontrollierten Studien sich die Modalitäten der Therapie an den Protokollen der bisher publizierten Studien orientieren sollten. Lesen Sie mehr Weitere Beiträge finden Sie im Schwerpunkt Intensivmedizin.

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