Weiblich und jung – dann sind Sedierungsprobleme am häufigsten

Bei jungen Frauen, die sich einer Koloskopie unterziehen, ist das Risiko am höchsten, dass mit der Sedierung etwas schiefläuft. Darauf deutet eine Analyse von Klinikdaten aus den USA. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Zahl der gastrointestinalen Endoskopien hat in den vergangenen zwei Dekaden in Industrieländern deutlich zugenommen, und damit auch die Zahl der Anästhesie-bedingten Komplikationen. Diese ließen sich möglicherweise reduzieren, wenn Ärzte und Anästhesisten vorher wüssten, wer Gefahr läuft, die Sedierung nicht zu vertragen, geben Gastroenterologen um Bryan Curtin vom Nationalen Institut für Diabetes, Verdauungs- und Nierenerkrankungen in Bethesda, USA, zu bedenken. Anhand einer Analyse von Klinikdaten kommen sie zu dem Schluss, dass Anästhesieprobleme vor allem bei jungen und nicht übergewichtigen Frauen auftreten. Für ihre Analyse haben die Forscher um Curtin Angaben von Patienten ausgewertet, die sich zwischen 2004 und 2018 an der NIH-Klinik in Bethesda einer Endoskopie unterzogen und nicht mit Propofol sediert worden waren. Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf zwei Gruppen. Patienten, die sehr leicht sediert wurden (weniger als 50 Mikrogramm Fentanyl und 2 mg Midazolam, keine Diphenhydramin-Augmentation), und solche mit Schwierigkeiten bei der Sedierung. Als Schwierigkeit galt jede entsprechend Notiz eines beteiligten Arztes, etwa dass die Prozedur schlecht vertragen wurde oder die Endoskopie wegen medizinischer Instabilität oder übermäßigen Ängsten der Betroffenen abgebrochen werden musste. Probleme bei 1,6% Von knapp 7600 Endoskopien in dem 14-Jahres-Zeitraum wurden 242 Sedierungen (3,2%) als leicht und 118 (1,6%) als problematisch klassifiziert. Die Forscher um Curtin schauten nun nach Unterschieden zwischen beiden Gruppen. Von den leicht zu sedierenden Patienten hatten sich rund zwei Drittel einer Ösophagogastroduodenoskopie (EGD) unterzogen, die übrigen einer Koloskopie. In der Gruppe mit Problemen bei der Sedierung war das Verhältnis fast ausgeglichen, bei 45% musste die Prozedur jedoch abgebrochen werden. Patienten mit schwieriger Sedierung hatten im Median 125 Mikrogramm Fentanyl, 4 mg Midazolam und 25 mg Diphenhydramin erhalten. Sie waren im Schnitt jünger (45 versus 57 Jahre), etwas dünner (BMI 26 versus 27), häufiger Frauen (60 versus 43%), häufiger Afroamerikaner (20 versus 11%) und seltener Asiaten (5,1 versus 14%), auch unterzogen sie sich seltener einer Screeninguntersuchung (8 versus 25%) als solche mit leichter Sedierung. Wurden bekannte Begleitfaktoren berücksichtigt, so konnten die Forscher ein deutlich geringeres Risiko für Sedierungskomplikationen bei über 50-Jährigen berechnen (Odds Ratio, OR = 0,21), ebenso für Asiaten (OR = 0,14), Latinos (OR = 0,40) und Übergewichtige (OR = 0,50). Schwieriger zu sedieren waren Frauen (OR = 2,38) sowie Patienten mit Koloskopie (OR = 3,68). Betrachteten die Forscher nur die Patienten mit EGD, schwächte sich der Zusammenhang für Frauen, Asiaten und Latinos etwas ab und verstärkte sich für Afroamerikaner. Analysierten sie hingegen nur die Daten der Koloskopiepatienten, schnitten Dicke noch etwas besser, Frauen jedoch wesentlich schlechter (OR = 8,97) ab als in der Gesamtbetrachtung. Nach diesen Daten haben also vor allem Frauen bei einer Koloskopie Probleme mit der Sedierung, und insgesamt ist das Risiko für dünne und normalgewichtige sowie afroamerikanische Patienten deutlich erhöht. Das höchste Risiko für Sedierungsprobleme tragen damit jüngere und nicht übergewichtige Frauen, die sich einer Koloskopie unterziehen. Als Grund vermuten die Forscher um Curtis zum einen ein längeres Kolon als bei Männern, zudem könnten ein Kaiserschnitt oder eine Hysterektomie zu einem verstärkten Abknicken und damit zu Engstellen im Colon sigmoideum führen. Limitiert werden die Schlussfolgerungen der Ärzte jedoch durch den relativ kleinen Datensatz sowie die monozentrische und retrospektive Analyse. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Patienten tragen das höchste Risiko für Sedierungsprobleme bei einer Endoskopie? Antwort: Vor allem junge und normalgewichtige Frauen, die sich einer Koloskopie unterziehen. Bedeutung: Geschlecht, Alter und BMI sollten bei der Risiko-Nutzen-Evaluation berücksichtigt werden. Einschränkung: Kleiner Datensatz, monozentrische und retrospektive Analyse.

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