Erhöhtes Nierensteinrisiko nach Antibiotikatherapie

Nach der Einnahme bestimmter Antibiotika werden vermehrt Nierenkonkremente diagnostiziert. Die stärksten Zuwächse werden relativ kurz nach der Exposition sowie bei Kindern verzeichnet. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Prävalenz der Nephrolithiasis hat in den letzten Jahrzehnten beträchtlich zugenommen. In den USA wurde innerhalb von 30 Jahren ein Anstieg um 70% festgestellt. Besonders von der Steigerung betroffen sind Kinder und junge Frauen, wie Ärzte um Gregory Tasian vom Children’s Hospital in Philadelphia im Journal of the American Society of Nephrology berichten. Die Ärzte vermuten, eine mögliche Ursache für die wachsenden Fallzahlen gefunden zu haben: den Gebrauch bestimmter Antibiotika. In einer Fall-Kontroll-Studie konnten sie einen Zusammenhang zwischen fünf Gruppen von oralen Antibiotika und dem späteren Auftreten von Nierensteinen nachweisen. Die Ärzte haben zwölf Antibiotikaklassen untersucht; die Wahrscheinlichkeit, dass drei bis zwölf Monate nach der Verordnung Nierensteine diagnostiziert wurden, war signifikant erhöht bei Therapien mit Sulfonamiden (Odds Ratio, OR 2,3), Cephalosporinen (OR 1,9), Fluorchinolonen (OR 1,7), Nitrofurantoin (OR 1,7) oder Breitspektrum-Penicillinen (1,3). Höchstes Risiko nach drei bis sechs Monaten Bei jüngeren Patienten war die Assoziation zwischen der Einnahme dieser Antibiotika und einer späteren Nephrolithiasis jeweils deutlicher als bei älteren. Das höchste Risiko bestand in den drei bis sechs Monaten nach der antibiotischen Behandlung. Danach ging die Steininzidenz zurück, sie blieb aber für drei bis fünf Jahre erhöht. Die Ergebnisse beruhen auf einer Analyse von elektronischen Krankenakten britischer Hausarztpatienten, die im Health Improvement Network erfasst wurden. Verglichen wurden frühere Antibiotikabehandlungen von knapp 26.000 Patienten mit Nephrolithiasis mit den Therapien von fast 260.000 Kontrollpatienten ohne eine solche Diagnose. Zur Berechnung des relativen Nierensteinrisikos waren Erkrankungen und Medikamente, die darauf Einfluss nehmen können, sowie die Zahl der Arztkontakte abgeglichen worden. „Unsere Erkenntnisse stützen die Hypothese, dass Antibiotika zur steigenden Prävalenz und dem immer früheren Auftreten von Nierenkonkrementen beitragen können“, schreiben die Studienautoren. "Modifizierbarer Risikofaktor" Vermittelt wird der Zusammenhang möglicherweise über Veränderungen des Darmmikrobioms; jüngeren Untersuchungen zufolge unterscheidet sich dessen Zusammensetzung bei Patienten mit und ohne Nephrolithiasis. Auch der Selektionsdruck durch die Antibiose könnte eine Rolle spielen: Es gibt Hinweise, dass multiresistente Erreger im Harnmikrobiom die Steinbildung fördern. Alternativ könnten die Antibiotika selbst für die Steinproblematik verantwortlich sein, eine Kristallisierung in der Niere ist zumindest für Sulfamethoxazol/Trimethoprim und Ciprofloxacin beschrieben. Letztlich lässt sich auch nicht ausschließen, dass die Steinbildung mit der für die Antibiotikatherapie ursächlichen Infektion verknüpft ist, etwa weil die Patienten die Flüssigkeitszufuhr reduzieren. Für Tasian und Kollegen sind Antibiotika nicht nur ein neuartiger Risikofaktor für Nierensteine: „Es könnte auch ein modifizierbarer Risikofaktor sein für die 30% der ambulanten Patienten mit nicht indizierten Antibiotikaverordnungen.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Wirkt sich die Anwendung von oralen Antibiotika auf das Risiko von Nierensteinen aus? Antwort: Bei der Behandlung mit fünf Antibiotikagruppen ist das Steinrisiko in den nachfolgenden drei bis zwölf Monaten um 30–130% erhöht; das gilt vor allem für jüngere Patienten. Bedeutung: Durch Vermeiden unnötiger Antibiotikaverordnungen lassen sich möglicherweise auch Nierensteine verhindern. Einschränkung: Die Daten stammen aus einer Fall-Kontroll-Studie, möglicherweise konnten Störfaktoren wie Harnwegsinfekte nicht vollständig abgeglichen werden.

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