Akute Pankreatitis: Diagnose sichern, Schwere bestimmen, Ursache finden

Eine akute Pankreatitis geht oft mit so typischen Symptomen einher, dass die Diagnose meist schnell gestellt werden kann. Dennoch sollte in jedem Einzelfall eine Ursachenforschung erfolgen. Mehr vom Kongress Weitere Beiträge finden Sie im Dossier Viszeralmedizin 2014 In den meisten Fällen könne die Diagnose akute Pankreatitis problemlos gestellt werden, so Prof. Dr. Peter Layer vom Israelitischen Krankenhaus in Hamburg, nur würde zu selten an die Möglichkeit der Erkrankung gedacht. Die Diagnostik bei akuter Pankreatitis ziele darauf ab, die Diagnose zu sichern, den Schweregrad zu bestimmen und nach den Ursachen zu suchen. Frühe Klinikeinweisung empfohlen Die Einweisung der Patienten in eine Klinik solle möglichst frühzeitig erfolgen, um Komplikationen zu vermeiden. In der Praxis erfolge die Klinikeinweisung bei einem Drittel der Patienten jedoch erst nach frühestens zwei Tagen. Neben den klinischen Symptomen und einer zwei- bis dreifachen Erhöhung der Serumlipase sei eine Abdominal-Sonografie dafür geeignet, die Diagnose zu sichern und Differenzialdiagnosen auszuschließen. Ein erhöhter Harnstoff-Wert bei der Aufnahme und vor allem ein weiterer Anstieg von Harnstoff in den ersten 24 Stunden weise auf einen ungünstigen Verlauf hin. Hinweise zum Krankheitsverlauf Prädiktiv für einen schweren Krankheitsverlauf sind demnach die sogenannten BISAP: B Harnstoff-N (BUN) > 25 mg/dl, I eingeschränkter mentaler Status, S systemisches inflammatorisches Response-Syndrom/SIRS, A Alter über 60 Jahre und P Pleuraerguss. Bei einem BISAP-Score von 0 beträgt die Mortalität 0,1 Prozent, bei einem Score von 5 hingegen 22,5 Prozent[1]. Grundsätzlich sollten, so die Einschätzung von Prof. Layer, Laborwerte und Indices nur zur Objektivierung, nicht als Ersatz für die klinische Einschätzung dienen. Der Schweregrad variiert Da der Schweregrad der akuten Pankreatitis im Krankheitsverlauf dynamisch variiert, solle der Zustand des Patienten am besten kontinuierlich begutachtet und mit Labor- und bildgebenden Parametern ergänzt werden. Wichtig sei es zudem, Komplikationen früh zu erkennen und zu behandeln. Schwerwiegende Ursachen sollten identifiziert werden, um Rezidive und Komplikationen zu vermeiden. Häufigste Auslöser der akuten Pankreatitis sind biliäre Erkrankungen (27 Prozent) und Alkohol (25 Prozent). 37 Prozent aller akuten Pankreatitiden würden als idiopathisch eingestuft, weil keine Ursache gefunden werden kann. Die sogenannte „idiopathische“ Pankreatitis müsse nach Ansicht von Prof. Layer jedoch eine Ausnahme bleiben. Sie verursache 48 Prozent der Sterbefälle. Kostaufbau schön früh Schon früh könne bei einer milden bis moderaten akuten Pankreatitis ein oraler Kostaufbau erfolgen. Dies berichtete Prof. Dr. Johann Ockenga vom Klinikum Bremen Mitte. Bei einer schweren Pankreatitis sollte früh, d.h. innerhalb von 24 bis 48 Stunden, mit einer enteralen Ernährung begonnen werden, in Kombination mit parenteraler Ernährung. Dies könne die Komplikationsrate und die Letalität an der Erkrankung senken. Bei ca. drei Viertel der Patienten sei eine gastrale Ernährung kein Problem. Ein Vergleich nasogastraler und nasojejunaler Ernährung zeigte, dass 20 Prozent der Patienten mit nasogastraler Ernährung Komplikationen entwickelten. Einen festen Stellenwert in der Ernährung von Patienten mit akuter Pankreatitis haben inzwischen Immunonutrition, Omega-3-Lipide und Probiotika. Mehr zum Thema Weitere Beiträge finden Sie im Themenschwerpunkt Gastroenterologie. Literatur [1] Singh, V. K. et al.: A Prospective Evaluation of the Bedside Index for Severity in Acute Pancreatitis Score in Assessing Mortality and Intermediate Markers of Severity in Acute Pancreatitis. American Journal of Gastroenterology 2009, 104:966-971

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