T. Eichhorn × Herr Prof. Eichhorn, war es schon immer ihr Wunsch, Arzt zu werden? Der Wunsch, Arzt zu werden, lag bei mir schon sehr früh (etwa mit 12 – 13 Jahren fest, obwohl bislang keiner in meiner Familie den Beruf ausgeübt hat, mir also als Vorbild hätte dienen können. Als Jugendlicher las ich zunächst intensiv Arzt(Chirurgen-)biografien (z.B. über Sauerbruch). Mit 15 Jahren nahm ich dann das erste Mal mit einer medizinischen Studie (Blutdruckmessungen bei Schülern) am Wettbewerb „Jugend forscht “ teil und wurde mit dem Beitrag auch Landessieger in Rheinland – Pfalz. Zudem schloss ich mich schon als Schüler dem Deutschen Roten Kreuz an und wurde bei der örtlichen Feuerwehr als „ihr Sanitäter“ eingesetzt. Wie sind Sie zur HNO-Heilkunde gekommen? Begonnen habe ich mit der Allgemeinen Chirurgie als Assistent in einem kleinen Kreiskrankenhaus. Dort hatte ich jeden zweiten Tag und jedes zweite Wochenende (damals noch durchgehend von Freitag morgen bis Montag nachmittag) Dienst. Das hat mich auch als relativ junger Mensch (Mitte 20) schon sehr angestrengt, so dass ich nach einer anderen Fachrichtung Ausschau hielt. Diese sollte aber weiter dem operativen Fächerkanon angehören, zugleich aber auch die Möglichkeit beinhalten, ambulant in einer befriedigenden Tätigkeit wirken zu können, wenn mir die klinische Laufbahn zu einem späteren Lebenszeitpunkt dauerhaft nicht mehr zusagen würde. Zudem suchte ich im Ausschlussverfahren eine Fachrichtung wählen, bei der man nicht nur Patienten eines Geschlechts oder einer Altersgruppe behandelt und bei der man sich die Untersuchungsmethoden erst allmählich aneignen muss, um nicht beliebig austauschbar zu sein. So kam ich durch rein rationale Überlegung zum Fach HNO – Heilkunde. Können Sie sich noch an Ihre eigene Facharztprüfung erinnern? In meiner Facharztprüfung hatte ich den seinerzeit schon recht bekannten Herrn Prof. Dr. Draf als Prüfer (Fulda), der mir zum Abschluß des Medizinstudiums in Mainz auch schon das dritte Staatsexamen abgenommen hatte. Ich erinnere mich in der Prüfung an eine Frage zur Lymphknotenmetastasierung von ihm. Diese konnte ich ihm mit dem Verweis auf eine eigene Publikation, die ich während der Facharztweiterbildung in Marburg erstellt hatte (Sonographische Detektion von Lymphknotenmetastasen im Ultraschall), beantworten. Darüber hinaus wurde das invertierte Papillom in der Nase abgefragt. Welche Tipps geben Sie den jungen Kollegen für die Vorbereitung? Zu diesem Thema trage ich gerade Material für eine weitere Publikation zusammen. Es ist mir während meiner mehr als 20 – jährigen Zeit als Prüfer aufgefallen, dass einige Kandidaten allein aufgrund eines unglücklichen Verhaltens während der Prüfung sicher nicht ihr gesamtes, in der Vorbereitungsphase angeeignete Wissen „an den Mann“ bringen konnten und daher wohl schlechter beurteilt wurden, als es ihnen eigentlich zugestanden hätte. Bewerten konnten wir ja leider nur das mündlich tatsächlich vorgetragene Wissen. Es gibt eine ganze Reihe von „psychologischen Tricks“, wie sie sich auch in der angespannten Situation eines Examens optimal konzentrieren können. Insgesamt laufen Tipps zur Ausgestaltung der Prüfung seitens der Kandidaten darauf hinaus, dass sie sich von den ziemlich formal und daher nüchtern imponierenden Umgebungsbedingungen nicht zu sehr beeinflussen lassen sollten, die Prüfung also möglichst gelassen, entspannt, selbstbewusst und aufgeschlossen bewältigen (identisch sind). Nicht ohne Grund heißt der Titel eines Buches zu diesem Thema „Bestanden wird im Kopf“. Bei der Vorbereitung selbst sollte man rechtzeitig mit dem Lernen beginnen, den Stoff in realistisch machbare Lernabschnitte einteilen, die am Besten auch im Vorhinein schriftlich fixiert werden, Wochenendtage sollten als Zeitpuffer eingeplant sein und es sollte auch eine ausreichende Zeit für eine nochmalige Wiederholung des bereits Erlernten unmittelbar vor der Prüfungstermin vorsehen werden. Zudem mag es als Hilfe dienen, sich zunächst auf die klinisch geläufigen Krankheitsbilder zu konzentrieren, wobei man die „exotischen Erkrankungen/Untersuchungen“ erst einmal „draußen vor“ lassen kann. 5. Was sind die Dos und die Dont`s in der Facharztprüfung? Aus der Fülle an Informationen zu diesem Thema sollen als Gedankensplitter genannt werden, dass man möglichst natürlich auftreten soll und mit einem freundlichen Blickkontakt die Verbindung zu den Prüfern aufrecht erhält. Nervosität braucht nicht kaschiert zu werden (sie wird als normal angesehen). Ein gesundes Selbstbewusstsein ist angemessen, soweit es nicht übertrieben ausgeprägt ist oder vielleicht sogar in eine „Rechthaberei“ ausartet (die Wahrheit kann in der Prüfungssituation ohnehin nicht ermittelt werden). Eine kurze Phase der Besinnung auf die Antwort und das Ordnen der Gedanken bevor das Wort ergreift, wird einem meist nicht negativ angerechnet. Bei Nichtwissen kann man um ein Hintanstellen der Frage bitten, „um den heißen Brei“ herumzureden hilft in diesen Situationen meist wenig. Man kann auch um eine nochmalige Präzisierung der gewünschten Antwort mit anderen Worten bitten oder aber formuliert selber, die Frage so um, wie man sie verstanden hat. Es wirkt auch positiv, wenn man den Prüfer an der logischen Gedankenentwicklung bei der Entwicklung einer Beantwortung teilhaben lässt; wenn man dann auf einen „Irrweg“ kommt, wird sich der Prüfer wohl meist korrigierend an der entsprechenden Stelle einschalten. Von Vorteil kann es auch sein, wenn man zunächst eine Kategorisierung der Frage vornimmt und anfangs auch die einem selbst als selbstverständlichen „Basics“, die der Frage innewohnen, zu sprechen kommt. Ich selber habe es auch immer als angenehm empfunden, wenn der Kandidat bei der Beantwortung Querverbindungen zu eigenen Erfahrungen mit dem zur Diskussion stehenden Krankheitsbild anhand der von ihm im Klinikalltag behandelten Patienten herstellt. Oft gelingt es auch, ein klein wenig den Gang des Prüfungsgesprächs zu steuern und dabei auf die Inhalte zu sprechen kommt, die einem vertraut sind. Am Ende der Antwort kann man noch einmal eine kurze, präzise Zusammenfassung des Gesagten anfügen. Auf keinen Fall sollten die Kandidaten sich aus der Fassung bringen lassen und dann unüberlegte, später wahrscheinlich bereute Aussage treffen. Gegebenenfalls muss er sich auch einmal eines Besseren belehren lassen. Insgesamt kann man wohl anmerken, dass die meisten Prüfer den Kandidaten wohlgesonnen sind, sie diese eigentlich „durchkommen lassen wollen“. Außerdem sollten die Facharztaspiranten sich stets vor Augen halten, dass von ihnen nicht erwartet wird, dass sie alles Abgefragte beantworten können. Manche Prüfer wollen bewusst den Punkt herausfinden, bis zu welcher Tiefe sie vordingen können, ohne dass die Beantwortung der „letzten Frage“ in einem bestimmten Themenkomplex dann auch noch als selbstverständlich vorhandenes Wissen erwartet wird. Herr Prof. Eichhorn, vielen Dank für das Interview! Prof. Dr. med. habil. Inv.-Prof. et Dr.h.c. (TSMU) Thomas Eichhorn ehemals Klinik für HNO-Krankheiten, Kopf- und Halschirurgie, Plastische Operationen Carl-Thiem-Klinikum gGmbH Thiemstr. 111, 03048 Cottbus 01.09.1952 geboren in Langenberg/Rhld 1980-1993 Assistenz- und Oberarzt bei Prof.Dr.Kleinsasser/ Univ.HNO-Klinik Marburg 1980 Promotion und Auszeichnung mit dem Tancre-Preis der Johann-Gutenberg-Universität Mainz für die jahresbeste Promotionsarbeit (summa cum laude) 1991 Habilitation im Fach Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde 1993 Übernahme der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der Carl-Thiem-Klinikum gGmbH in Cottbus 1999-2002 Ärztlicher Direktor des Carl-Thiem-Klinikums 2001-2015 Leiter der AG „HNO-Ärzte in Prüfungsausschüssen der LÄK“, später „Weiterbildung in der HNO-Heilkunde“ der DGHNOKHC 2005 Professur an der BTU in Cottbus 2008 Berufung in das Advisory Board der European Board Association ORL, Head and Neck Surgery 2010-heute Herausgeber der Rubrik „Vorbereitung zur Facharztprüfung“ in der Zeitschrift HNO/Springer-Verlag 2012 Gründung und Leitung der „Interessengemeinschaft karitativ im Ausland tätiger HNO-Ärzte“ später AG „Internationaler Wissensaustausch und humanitäre Hilfe“ der DGHNOKHC 2013 Auszeichnung mit dem Bundesverdienstorden am Bande der Bundesrepublik Deutschland ("Bundesverdienstkreuz") 2013 Auszeichnung mit dem von den Vereinten Nationen ausgegebenen Ordens „Participant in humanitarian emergency situations“ durch die Russische Regierung 2014/2016 Verleihung einer Gastprofessur und der Ehrendoktorwürde durch die Tbilisi State Medical University « zurück zur Hauptseite
