Erschienen in:
01.06.2007 | Kasuistiken
Intoxikation mit einem trizyklischen Antidepressivum
verfasst von:
PD Dr. S.G. Sakka, F. Kuethe, U. Demme, E. Hüttemann
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 6/2007
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Zusammenfassung
Eine 48-jährige Frau mit einer depressiven Störung und Therapie mit Doxepin wurde von ihrem Sohn komatös aufgefunden. Der hinzugezogene Notarzt fand die Patientin generalisiert tonisch-klonisch krampfend vor. Bei Ateminsuffizienz mit schwerer Zyanose wurde die Patientin umgehend endotracheal intubiert und maschinell beatmet. In der Wohnung wurden leere Tablettenpackungen mit einem Inhalt von insgesamt ca. 4000 mg Doxepin und 100 mg Zolpidem gefunden. Der Doxepin-Serum-Spiegel bei Krankenhausaufnahme betrug 1,2 μg/ml. Es bestanden zu keinem Zeitpunkt vital bedrohliche Herzrhythmusstörungen. Nach Rücksprache mit der zuständigen Giftzentrale wurde zur extrakorporalen Eliminierung eine Hämoperfusion durchgeführt. Im weiteren Verlauf konnte die Patientin bei gesenktem Doxepin-Blut-Spiegel (0,8 μg/ml), der allerdings oberhalb des therapeutischen Bereiches lag, extubiert werden. In Anbetracht des großen Verteilungsvolumens und infolge von Umverteilungsphänomenen kam es zu einem erneuten Anstieg des Blutspiegels (1,2 μg/ml) mit generalisiertem Krampfanfall, in dessen Rahmen eine Reintubation notwendig wurde. Die Patientin wurde ca. 72 h später bei einem Doxepin-Spiegel von 0,9 μg/ml erfolgreich von der maschinellen Beatmung entwöhnt und extubiert. Drei Tage später belief sich der Doxepin-Spiegel auf 0,3 μg/ml, und die Patientin konnte am Folgetag auf die psychiatrische Normalstation verlegt werden. Dieser Fall stellt den Nutzen der Hämoperfusion bei nichtvital bedrohlichen Herzrhythmusstörungen infrage.