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Erschienen in:

Open Access 17.01.2023 | Intoxikationen | Kasuistiken

Aspiration von Aktivkohle: Organbefunde nach Fehllage einer Magensonde mit 18-tägiger Überlebenszeit

verfasst von: Dr. med. Dipl.-Biol. S. Bohnert, S. Kircher, C. Markus, M. Bohnert, U. Preiß

Erschienen in: Rechtsmedizin | Ausgabe 3/2023

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Zusammenfassung

Laut Statistischem Bundesamt wurden 2016 in Deutschland 178.425 Vergiftungsfälle im Krankenhaus behandelt. Zu den klinischen Sofortmaßnahmen gehören Verfahren zur Verhinderung weiterer Giftresorption. Die Anwendung von Aktivkohle wird dabei als Dekontaminationsverfahren der ersten Wahl nach peroralen Vergiftungen angesehen. Ein 14 Jahre alt gewordenes Mädchen habe in fraglich suizidaler Absicht mehrere Tabletten Amitriptylin eingenommen. Im erstbehandelnden Krankenhaus sei ihr eine unbekannte Menge an Aktivkohle über eine Magensonde verabreicht worden. Aufgrund der Fehllage der Magensonde wurde die Aktivkohle jedoch endotracheal appliziert. Danach erfolgte die Verlegung an ein Krankenhaus der Maximalversorgung. Trotz intensivmedizinischer Therapie sei das Mädchen nach 18 Tagen an einem akutem Lungenversagen nach massiver Aspiration von Aktivkohle verstorben. Bei der gerichtlichen Obduktion und der anschließenden mikroskopischen Untersuchung fielen sowohl eine heterogene Verteilung der intraalveolär gelegenen, variabel dichten Ansammlungen der Aktivkohle in allen Lungenlappen als auch mehrzeitige, akute sowie chronische entzündliche Veränderungen im Lungenparenchym auf. Darüber hinaus konnte Aktivkohle innerhalb der Lebersinusoide sowie in den Tubuli des Nierenparenchyms nachgewiesen werden.
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Metadaten
Titel
Aspiration von Aktivkohle: Organbefunde nach Fehllage einer Magensonde mit 18-tägiger Überlebenszeit
verfasst von
Dr. med. Dipl.-Biol. S. Bohnert
S. Kircher
C. Markus
M. Bohnert
U. Preiß
Publikationsdatum
17.01.2023
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Rechtsmedizin / Ausgabe 3/2023
Print ISSN: 0937-9819
Elektronische ISSN: 1434-5196
DOI
https://doi.org/10.1007/s00194-022-00610-z

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