Erschienen in:
21.02.2019 | Intoxikationen | Originalien
Behandlung von Kohlenmonoxidvergiftungen in Deutschland
Eine retrospektive Single-Center-Analyse
verfasst von:
Dr. med. L. Eichhorn, M. Kieback, D. Michaelis, M. Kemmerer, B. Jüttner, K. Tetzlaff
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 4/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Symptome einer akuten Kohlenmonoxid(CO-)Vergiftung sind unspezifisch und reichen von Kopfschmerzen bis zu Bewusstlosigkeit und Tod. Neben den Akutsymptomen können schwere neurologische Spätschäden auftreten. Die Zahl der in Deutschland amtlich registrierten Todesfälle aufgrund von CO-Vergiftung steigt an. Es liegen keine umfassenden Daten zur klinischen Symptomatik, zum Verlauf sowie zur Versorgungsqualität vor.
Methode
Als Grundlage dienen die Behandlungsdaten aller zwischen 2013 und 2017 im überregionalen Druckkammerzentrum (DKZ) Wiesbaden behandelten Patienten mit CO-Vergiftung. Ziele waren die vergleichende Darstellung von demografischen Daten, Vergiftungsquellen, initialen Symptomen, Behandlungsverläufen sowie die Auswertung von zeitlichen Abläufen der präklinischen und stationären Versorgung.
Ergebnis
Zwischen 2013 und 2017 wurden 476 Patienten mit einem durchschnittlichen CO-Hb-Anteil von 15 % (Q0,25 = 7,6 %; Q0,75 = 22,3 %) in der Blutgasanalyse (BGA) erfasst. Die häufigsten Symptome umfassten Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Synkopen. Insgesamt vergingen vom medizinischen Erstkontakt bis zum BGA-Nachweis 91 min (Q0,25 = 53 min; Q0,75 = 147 min). Insgesamt verstarben 6 Patienten, 430 Patienten zeigten sich im Verlauf symptomfrei, 40 Patienten berichteten auch nach Abschluss der Behandlung über Symptome.
Schlussfolgerung
Die Analyse zeigt eine lange Zeitspanne zwischen Diagnosestellung und Behandlungsbeginn. Neben CO-Quellen wie Brand, Verbrennungsöfen und Holzkohlegrills zeigte sich eine hohe Anzahl von Intoxikationen nach Wasserpfeifenkonsum. Diese Studie unterstreicht die Notwendigkeit, bei Vorliegen unspezifischer neurologischer Symptome insbesondere bei jungen Patienten die Differenzialdiagnose CO-Vergiftung zu berücksichtigen und bei begründetem Verdacht unverzüglich zu behandeln.