Erschienen in:
04.09.2017 | Operationen am Pankreas | Leitthema
Intraduktale papillär-muzinöse Neoplasie des Seitengangs– Kontra Resektion
verfasst von:
M. Brunner, G. F. Weber, S. Kersting, Prof. Dr. Robert Grützmann
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 11/2017
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Zusammenfassung
Die Diagnose intraduktaler papillär-muzinöser Neoplasien vom Seitengangtyp (Seitengang-IPMN) hat in den letzten Jahren durch eine Verbesserung der modernen bildgebenden Verfahren deutlich zugenommen. Seitengang-IPMN werden häufig als Zufallsbefunde bei asymptomatischen Patienten diagnostiziert. Das optimale Vorgehen beim Vorliegen einer Seitengang-IPMN ist Thema kontroverser Diskussionen. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass eine individualisierte Therapiestrategie mit einer Verlaufsbeobachtung der meisten Seitengang-IPMN unter Berücksichtigung von Alter, Komorbiditäten und Patientenwunsch bevorzugt werden sollte. Grundlage hierfür bilden eine subtile Anamneseerhebung sowie eine genaue Diagnostik mit hochauflösenden bildgebenden Verfahren und endoskopischem Ultraschall. Symptomatische Patienten sowie Patienten mit sog. „high-risk stigmata“ sollten einer Resektion unterzogen werden. Asymptomatischen Patienten mit sog. „worrisome features“ kann entweder unter Berücksichtigung des Alters und der Komorbiditäten eine engmaschige Überwachung oder eine chirurgische Resektion angeboten werden. Bei Seitengang-IPMN ohne „high-risk stigmata“ und „worrisome features“ sowie ohne Vorliegen einer Symptomatik ist eine Verlaufsbeobachtung das Vorgehen der Wahl. Vor allem die hohe Prävalenz von Seitengang-IPMN, Limitationen bei der Differenzialdiagnostik, ein überschätztes Malignitätsrisiko aufgrund einer Überrepräsentation symptomatischer und suspekter Seitengang-IPMN in operierten Kohorten, eine überschätzte Bedeutung von Seitengang-IPMN als Vorläuferläsionen für das Pankreaskarzinom sowie der Nachweis der Sicherheit der Verlaufsbeobachtung unterstreichen den zunehmenden Stellenwert der Verlaufsbeobachtung. Basierend darauf und vor dem Hintergrund der nicht zu unterschätzenden Mortalität und Morbidität der Pankreaschirurgie ist ein aggressives Management mit prophylaktischer Resektion für alle Seitengang-IPMN einschließlich „risikoarmer“ Läsionen nicht gerechtfertigt.