Erschienen in:
26.09.2019 | Operationen an der Leber | Leitthema
Intraoperative Fluoreszenzangio- und cholangiographie mit Indocyaningrün bei hepatobiliären Eingriffen
verfasst von:
Prof. Dr. Karl J. Oldhafer, Tim Reese, Mohammad Fard-Aghaie, Alina Strohmaier, Georgios Makridis, Alexandros Kantas, Kim C. Wagner
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 11/2019
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Zusammenfassung
Die intraoperative Fluoreszenzangiographie und -cholangiographie mit Indocyaningrün (ICG) finden zunehmend Anwendung im klinischen Alltag des Leberchirurgen. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Dies trifft besonders für die minimal-invasive und Roboterchirurgie zu, bei der eine Verbesserung der intraoperativen Navigation die Sicherheit der Eingriffe erhöhen kann. Bei der laparoskopischen Cholezystektomie können so die Gallenwege insbesondere bei anatomische Varianten oder komplizierten Entzündungsreaktionen ohne großen Zeitaufwand visualisiert werden. Neben der Navigation im Gallenwegssystem, erlaubt die ICG-Fluoreszenz auch die Darstellung von Gefäßen und ihrer Versorgungsgebiete, sodass Lebersegmente bzw. Territorien identifiziert werden können, was mit konventionellen Methoden nur eingeschränkt möglich ist. Anatomische Resektionen gewinnen z. B. bei der Therapie hepatozellulärer Karzinome (HCC) an Bedeutung. Eine weitere nützliche Anwendungsmöglichkeit besteht in der intraoperativen Detektion von Galleleckagen nach Leberresektionen. Besonders die intraoperative Überprüfung einer biliodigestiven Anastomose ist mit der ICG-Fluoreszenzcholangiographie möglich, die Morbidität kann somit gesenkt werden. Außerdem können primäre und sekundäre Lebertumoren mit der ICG-Fluoreszenz detektiert werden. Während hochdifferenzierte HCC-Tumoren homogen ICG speichern, haben entdifferenzierte HCC-Tumoren und Metastasen diese Eigenschaft nicht. Bei ihnen speichert jedoch das benachbarte Lebergewebe deutlich intensiver als gesundes Lebergewebe, sodass ringförmige Fluoreszenzmuster entstehen. Dieses Fluoreszenzverhalten ermöglicht die Detektion okkulter Lebertumoren auf der Organoberfläche. Abschließend muss festgestellt werden, dass die Einsatzmöglichkeiten des ICG in der hepatobiliären Chirurgie sehr vielfältig sind, in Deutschland jedoch im internationalen Vergleich noch Nutzungspotenzial besteht.