Erschienen in:
01.09.2021 | Prämedikation | Kasuistiken
Kontrastmittelassoziierte Enzephalopathie infolge einer Koronarintervention der Hauptstammbifurkation trotz antiallergischer Prämedikation
verfasst von:
Dr. Hanno Julian Gerhardy, Markus Meyer-Gessner, Frauke Picard, Philipp Lux, Sebastian Jander, Rolf Michael Klein
Erschienen in:
Die Kardiologie
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Ausgabe 5/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die kontrastmittel (KM)- induzierte Enzephalopathie ist eine seltene Komplikation einer KM-Applikation. Ursächlich ist ein neurotoxischer Effekt, der auf einer osmotischen Störung der Blut-Hirn-Schranke beruht. Die Inzidenz beträgt 0,05–0,11 % bei diagnostischen bzw. 0,3–0,4 % bei interventionellen Herzkathetereingriffen. Bei zerebralen KM-Anwendungen ist die Inzidenz mit 0,3–1 % (diagnostisch) bzw. 2,9 % (interventionell) deutlich höher. Mögliche Symptome sind Sehstörungen, Somnolenz, Krampfanfälle, neurologische Defizite, Kopfschmerzen und Koma. Sie entwickelten sich innerhalb von Minuten/Stunden und gehen meist innerhalb von Stunden/Tagen komplett zurück. Vereinzelt gibt es jedoch persistierende Verläufe bis zum Tod. Leider ist die Selektion von potenziell gefährdeten Patienten nicht suffizient möglich. Unser Fallbericht zeigt dieses Dilemma.
Zusammenfassung
Ein 69-jähriger Patient mit schwerer koronarer Herzerkrankung und bisher 6 Herzkathetereingriffen wurde elektiv zu einem Folgeeingriff mittels perkutaner Hauptstammintervention aufgenommen. Trotz Verabreichung einer KM-Unverträglichkeitsprophylaxe entwickelte sich periinterventionell eine Aphasie und eine komplette Hemiparese rechts. Eine Notfall CT-Diagnostik zeigte eine KM-induzierte Neuropathie. Nach initialer intensivmedizinischer Überwachung und Kortisontherapie kam es im Verlauf zu einer vollständigen Remission der neurologischen Symptomatik.
Diskussion
Die KM-induzierte Enzephalopathie ist eine seltene Komplikation ohne sichere Prädiktoren. Sie scheint unabhängig vom verwendeten KM und der applizierten Dosis zu sein. Bereits nach einmaligem Auftreten eines schweren Verlaufs sollte keine erneute KM-Anwendung erfolgen. Auch eine KM-Prophylaxe verhinderte das Auftreten der Enzephalopathie nicht.