Zusammenfassung
Der 51-jährige Herr W., der seit 34 Jahren 20–30 Zigaretten pro Tag raucht, hatte ein halbes Jahr vor der aktuellen Aufnahme ein undeutliches Sprechen, einen hängenden Mundwinkel links und ein Taubheitsgefühl der Finger der linken Hand bemerkt. Er stellte sich deshalb einen Tag nach dem Auftreten dieser Symptome in einem anderen Krankenhaus vor. Dort wurden klinisch eine Fazialismundastschwäche links, eine Dysarthrie, eine diskrete und distal betonte Parese des linken Armes und Hypästhesien im Bereich der Fingerspitzen der linken Hand festgestellt. In der Duplexsonografie der hirnversorgenden Gefäße zeigte sich eine hämodynamisch relevante Stenose der A. cerebri media rechts. Die MRT-Untersuchung wies mehrere frische embolische Infarkte im Mediastromgebiet rechts nach. Zudem konnte in der MR-Angiografie die Mediastenose rechts bestätigt werden. Das Labor war bis auf erhöhte Werte für Cholesterol unauffällig. Eine kardiale Emboliequelle konnte mittels 72-h-EKG und Echokardiografie ausgeschlossen werden. Herr W. wurde mit einer dualen Thrombozytenaggregationshemmung für 3 Monate, Fluvastatin 40 mg, Ramipril 5 mg und der dringenden Maßgabe, das Rauchen einzustellen, entlassen. Bei einer Kontrolluntersuchung nach 3 Monaten war der klinische Befund bis auf eine Feinmotorikstörung der linken Hand und eine Hypästhesie der Finger der linken Hand unauffällig. Die Mediastenose zeigte sich in der CT-Angiografie unverändert. Herr. W. hatte das Rauchen weitergeführt. Nach weiteren 3 Monaten stellte sich Herr W. notfallmäßig vor, da er eine Zunahme der Feinmotorikstörung der linken Hand und eine Schwäche des linken Beines beim Gehen bemerkt hatte. Bei Aufnahme in dem Krankenhaus konnte eine ausgeprägte Dysarthrie und eine leichtgradige Hemiparese links bei der neurologischen Untersuchung objektiviert werden. In der MRT zeigten sich multiple Infarkte im Mediaterritorium rechts und Stenosen der A. cerebri media rechts und der A. cerebri anterior beidseits. Duplexsonografisch konnten diese Befunde bestätigt werden, zudem fand sich eine Abgangsstenose der A. carotis interna links, die ein halbes Jahr zuvor nicht zu sehen war. Herr W. wurde zur Abklärung der progredienten Gefäßerkrankung und zur Behandlung der Stenosen zu uns verlegt.