Eine 54-jährige Patientin beklagte in unserer Ambulanz einen 2 Tage zuvor akut aufgetretenen und seither persistierenden rechtsseitigen Kopfschmerz in Verbindung mit zweimaligem Erbrechen. Da die Einnahme verschiedener Analgetika zu keiner Besserung führte, konsultierte die Patientin ihren Hausarzt. Dort ereignete sich eine Synkope, woraufhin die umgehende Krankenhauseinweisung erfolgte. An Vorerkrankungen waren eine arterielle Hypertonie und eine frühere Thyreoidektomie bekannt. Die vorbestehende Medikation umfasste Ramipril und L‑Thyroxin. Der neurologische Untersuchungsbefund war bis auf die genannten Kopfschmerzen unauffällig. Laborseitig fanden sich keine wegweisenden Befunde. Bei Aufnahme bestand eine hypertensive Entgleisung (systolischer Blutdruckwert von 190 mm Hg). In der umgehend durchgeführten Computertomographie (CT) des Kopfes war eine atypische rechtsparietale intrazerebrale Blutung mit geringen subarachnoidalen Blutungsanteilen nachweisbar (Abb. 1). CT-Angiographisch fiel ein Kontinuitätsverlust des intravasalen Kontrastmittels im Bereich des ipsilateralen A. cerebri media(ACM)-Hauptstammes auf. In der Peripherie stellte sich die ACM noch als schmächtiges Gefäß dar. Ipsilateral imponierte zudem ein „embryonaler Versorgungstyp“ mit Speisung der rechten A. cerebri posterior aus der vorderen Zirkulation. Die digitale Subtraktionsangiographie (DSA) zeigte ein Gefäßkonvolut im Bereich des proximalen M1-Segmentes der rechten ACM. Daraus entsprangen mehrere parallel angelegte Gefäßäste, die in ihrem zentrifugalen Verlauf fusionierten. Aufgrund dieser Befunde stellen wir die Diagnose einer „Twig-like-Media“ (tl-ACM, Abb. 2). Therapeutisch kam es durch eine suffiziente Analgesie und einer Optimierung der antihypertensiven Therapie zu einer vollständigen Rückbildung der Kopfschmerzen. Wenige Tage später entwickelte die Patientin eine leichte zentrale Monoparese des linken Armes. Anhand der MR-tomographischen Verlaufskontrolle ließ sich eine sekundäre rechtsseitige periinsuläre Infarzierung nachweisen. Trotz intensiver physiotherapeutischer Behandlung verblieb ein geringfügiges Residuum, sodass die Patientin in eine Rehabilitationsklinik verlegt wurde.
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