PCI-Patienten: Hypothyreose heizt kardiovaskuläres Risiko an

Schilddrüsenunterfunktionen gehen bei Patienten mit perkutaner Koronarintervention offenbar mit einem erhöhten Risiko für schwere kardiovaskuläre oder zerebrale Ereignisse einher. Von einem adäquaten Ausgleich des Hormonmangels scheinen Herz und Gefäße von Hypothyreosepatienten zu profitieren. Schon frühere Studien haben einen Zusammenhang zwischen einer Hypothyreose und beschleunigter Atherosklerose sowie koronarer Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus erkennen lassen. Ming Zhang von der Mayo-Klinik in Rochester und Kollegen haben jetzt die Daten von 2430 Patienten mit perkutaner Koronarintervention (PCI) hinsichtlich ihrer Schilddrüsenwerte untersucht. Ziel der Studie war es, gezielt Zusammenhänge zwischen einer Hypothyreose und schwerwiegenden kardiovaskulären oder zerebralen Ereignissen (Major Adverse Cardiac and Cerebrovascular Events, MACCE, wie kardialer Tod, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz, Revaskularisierung oder Schlaganfall) zu untersuchen. Entsprechend ihrer Schilddrüsenbefunde wurden die Studienteilnehmer zunächst in zwei Gruppen eingeteilt: Bei den 686 Patienten der Hypothyreosegruppe bestand entweder eine Schilddrüsenunterfunktion in der Vorgeschichte oder der TSH-Wert zum Zeitpunkt der PCI war ≥ 5,0 mU/ml. Bei den 1744 Personen der Gruppe mit euthyreoter Stoffwechsellage (Kontrollgruppe) bestanden in der Vergangenheit keine Hinweise auf eine Unterfunktion und/oder der TSH-Wert reichte von 0,3 bis < 5,0 mU/ml. Die Teilnehmer der Hypothyreosegruppe wurden ihren TSH-Werten zufolge in drei Therapiegruppen eingeteilt: unbehandelt; unzureichend behandelt (TSH ≥ 5,0 mU/ml trotz Therapie); adäquat behandelt (TSH 0,3 bis < 5,0 mU/ml). Eine Studienschwester konsultierte die Teilnehmer während des median dreijährigen Beobachtungszeitraums alle sechs bis zwölf Monate und anschließend jährlich. Höheres Risiko bei unzureichender Hormonsubstitution Nach Berücksichtigung verschiedener Kovariaten zeigte sich in der Cox-Regression für Probanden mit Hypothyreose gegenüber den Schilddrüsengesunden ein um 28% erhöhtes MACCE-Risiko. Einzeln betrachtet war bei Patienten mit Unterfunktion das Schlaganfallrisiko am stärksten erhöht (+62%), gefolgt von Herzinsuffizienz (+46%), Revaskularisierung (+26%) und Myokardinfarkt (+25%). Bei 65% der Hypothyreosepatienten, die mit Schilddrüsenhormonen behandelt wurden, lagen im Follow-up trotz Therapie die TSH-Werte außerhalb des Zielbereichs. Die Folgen dieser unzureichenden Einstellung zeigten sich deutlich: Denn mit einer adäquaten Hormontherapie lag die MACCE-Gefahr im Vergleich zu den Gruppen ohne bzw. mit unzureichender Therapie signifikant um 31% bzw. 22% niedriger, für einen kardialen Tod um 57% (adäquate vs. keine Therapie), für einen Myokardinfarkt um 50% bzw. 40%, für eine Herzinsuffizienz um 50% bzw. 48% und für den Schlaganfall um 72% (adäquate vs. keine Therapie). Der Vergleich von Patienten mit unzureichender Hormonsubstitution und solchen ohne Hypothyreosebehandlung erbrachte lediglich beim Schlaganfall einen statistisch signifikanten Vorteil (Hazard Ratio, HR 2,81). Bei 102 nach dem Zufallsprinzip gewählten Patienten der Hypothyreosegruppe und 306 euthyreoten Teilnehmern wurde zudem der Verlauf der Herzerkrankung weiterverfolgt. Hierzu wurde die Progression im Bereich der ursprünglichen Läsion sowie der Bereich stromabwärts der Zielläsion mithilfe der Koronarangiografien von Studienbeginn und späteren Aufnahmen verglichen. Die 10-Jahres-Schätzung ergab unter Berücksichtigung relevanter Störfaktoren für Patienten mit Unterfunktion ein um 90% höheres Progressionsrisiko als bei Schilddrüsengesunden. Diese Befunde, so Zhang und Kollegen, machten die Wichtigkeit eines TSH-Monitoring sowie das Erreichen einer euthyreoten Stoffwechsellage deutlich. Die Bestimmung des TSH-Werts sollte bei hypothyreoten Patienten, die eine PCI erhalten, Teil des Standardlaborprogramms sein. Letztlich scheine eine adäquate Hormonsubstitution vor kardiovaskulären Ereignissen zu schützen.

Springer Medizin

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