Telematik: Was Sie für einen reibungslosen Betriebsstart benötigen

Trotz Fristverlängerung: In Sachen Telematikinfrastruktur wird es für Vertragsärzte langsam ernst. Doch welche Komponenten benötigen Praxen wirklich zum Online-Start der Datenautobahn? Und welche Auswahlmöglichkeiten bietet der Markt? Die Förderpauschalen stehen, die Einstiegsfrist für Praxen wurde verlängert und tatsächlich kommt die Telematikinfrastruktur (TI) langsam ins Rollen: Vor rund einem Monat hat die gematik, die Betreibergesellschaft der TI, grünes Licht für die ersten Komponenten der Datenautobahn gegeben. Kurze Zeit später, am 27. November, wurde dann – unter den Augen der Öffentlichkeit – in Neuss die erste Praxis angeschlossen. Für Hausarzt Dr. Wolfgang von Schreitter kein Neuland: Er und sein Team gehörten bereits zu den 500 Praxen, die sich am Test der Telematikinfrastruktur beteiligt haben. Er wusste also, welche technischen Komponenten er brauchen würde. Gerade für Praxen, die sich bisher noch nicht mit der Datenautobahn fürs Gesundheitswesen beschäftigt haben, sieht die Sache aber anders aus: Denn leider ist es nicht so, dass es mit Konnektor und Kartenleser getan ist. Bereits für die erste Anwendung der TI, den Online-Datenabgleich der Versichertenstammdaten – kurz VSDM – müssen vier Komponenten angeschafft werden und Praxissoftware sowie Internetverbindung mitspielen: Der Konnektor: Er ist das Herzstück der Vernetzung, da er das Kartenlesegerät der Praxis, über das die elektronische Gesundheitskarte und der elektronische Heilberufsausweis eingelesen werden, die Praxissoftware und die Telematikinfrastruktur miteinander verbindet. Dabei baut er einen vom öffentlich zugänglichen Internet abgeschirmten Datentunnel – ein sogenanntes Virtual Private Network (VPN) auf. Er sorgt aber auch dafür, dass alle Daten verschlüsselt übermittelt werden. Bislang ist allerdings erst ein Gerät von der gematik für den Online-Betrieb zugelassen: die "KoCoBox MED+" des Unternehmens KoCo Connector. Wie die gematik auf Nachfrage mitteilt, hätten jedoch bereits drei weitere Hersteller einen Antrag auf Zulassung gestellt. Bei Vorliegen der Zulassungsvoraussetzungen werde diese "unverzüglich" durch die gematik erteilt. Zu diesen Voraussetzungen gehört allerdings neben dem Nachweis der Funktionalität und der Interoperabilität (also dem reibungslosen Zusammenspiel mit den anderen TI-Komponenten und der Praxissoftware) auch ein Zertifikat des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Bestellt wird der Konnektor für gewöhnlich über einen IT-Vertriebspartner, dies ist meist der Praxissoftware- oder ein E-Health-Anbieter. Das E-Health-Terminal: Um die Online-Anwendungen der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) nutzen zu können, benötigen die Praxen tatsächlich ein neues E-Health-fähiges Kartenlesegerät. Die alten Kartenlesegeräte, mit denen die Praxen seit 2011 flächendeckend ausgestattet wurden, sind hierfür nicht zugelassen. Ihnen fehlt in der Regel aber auch schlicht die LAN-Schnittstelle mit denen die Geräte für die Online-Nutzung mit Konnektor und Praxisnetzwerk verbunden werden sollen. Denn die Altgeräte wurden nur offline betrieben und dafür per USB-Schnittstelle an den Praxis-Computer angeschlossen. Die neuen Geräte besitzen insgesamt vier Kartenschächte: außer für die Gesundheitskarte einen für den elektronischen Heilberufsausweis (eHBA), einen für die Praxis- bzw. Institutionskarte ("SMC-B") sowie einen für die Gerätekarte. Letztere wird etwa für den Aufbau der geschützten Verbindungen verwendet. Übrigens hat auch der Konnektor eine solche Gerätekarte, diese ist allerdings fest im Konnektor verbaut und nicht als Kartenschacht angelegt. Auch hier ist von der gematik bisher erst ein Gerät für den Online-Betrieb zugelassen: das E-Health-Kartenterminal "ORGA 6141 online" von Ingenico Healthcare. Bei den mobilen Kartenlesern wird es sogar erst 2018 eine erste Zulassung geben. Die Kartenlesegeräte können entweder direkt beim Hersteller oder ebenfalls über einen E-Health-Anbieter – sozusagen als Komplettpaket – geordert werden. Die Institutionskarte (SMC-B): Über die Praxis- oder Institutionskarte weist sich die Arztpraxis als Betriebsstätte im Gesundheitswesen aus: Das Netzwerk der Datenautobahn erkennt also, dass sich die jeweilige Praxis einloggt und erlaubt dann den Austausch von Daten. Das funktioniert ähnlich wie bei einer SIM-Karte im Mobiltelefon oder Smartphone. Die sogenannte Security Module Card Typ B (SMC-B) findet wie gesagt ihren Platz im Kartenlesegerät. Freigeschaltet wird sie über die Eingabe der zugehörigen PIN. Die SMC-B-Karten werden direkt bei einem von der gematik zugelassenen Kartenhersteller – einem Trusted Service Provider – bestellt. Bislang hat lediglich die Bundesdruckerei eine Zulassung. Laut gematik haben allerdings schon zwei weitere Unternehmen einen Antrag auf Anbieter- und die notwendigen Produktzulassungen für die Herausgabe der Karten gestellt. Der Kartenanbieter erfragt dann wiederum bei der zuständigen KV, ob der Arzt für die vertragsärztliche Versorgung zugelassen ist. Laut einem Infoblatt der KV Nordrhein können vom Antrag bis zum Empfang der Karte und ihrer PIN bis zu zwei Wochen vergehen. Der VPN-Zugangsdienst: Ähnlich wie ein Internetprovider die Anbindung ans WorldWideWeb ermöglicht, stellt der VPN-Zugangsdienst (VPN = Virtual Private Network) den Zugang zur Datenautobahn im Gesundheitswesen her. Praxisgemeinschaften können dabei einen gemeinsamen VPN-Zugangsdienst nutzen. Ansprechpartner für den Zugang sind die Praxissoftware-Anbieter. Da der Zugangsdienst ebenfalls von der gematik zugelassen sein muss, lohnt sich aber auch ein Blick auf die Website der Betreibergesellschaft der TI (www.gematik.de). Noch gibt es für den Online-Betrieb allerdings nur einen zugelassen VPN-Zugangsdienst, jener der CompuGroup Medical Deutschland. Software und Internet-Anschluss: Die Anwendungen der Gesundheitskarte sollen direkt aus der Praxissoftware heraus laufen, daher benötigt die Software vor der Anbindung an die TI spezielle Updates. Hier sollten Praxen vor dem Installationstermin der Telematikinfrastruktur unbedingt bei ihrem Praxissoftware-Anbieter nachforschen, ob die Updates bereits verfügbar sind. Aber auch die gematik bietet hier Unterstützung, die Softwarehäuser müssen nämlich gegenüber der TI-Betreibergesellschaft nachweisen, dass ihre Systeme den Konnektor und die E-Health-Kartenterminals "ordnungsgemäß ansprechen". Diese Bestätigung sei Grundvoraussetzung für eine Zertifizierung durch die KBV. Welche Anbieter das Verfahren erfolgreich durchlaufen haben, sei im Internet einsehbar (https://fachportal.gematik.de/zulassungen/online-produktivbetrieb). Grundvoraussetzung für die Anbindung an die Telematikinfrastruktur ist aber auch ein Internetanschluss. Idealerweise sollte dies mindestens ein DSL-Anschluss sein. Nützliche Links Welche IT-Komponenten und Produkte haben bereits eine Zulassung der gematik? Die Frage beantwortet eine Suchmaske auf: https://fachportal.gematik.de/zulassungen/online-produktivbetrieb Was ist bei der Installation zu beachten? Eine Checkliste der gematik (PDF) gibt praktische Tipps Checklisten und einen Gesamtüberblick über die TI und die Pflichten der Ärzte bietet auch die KV Nordrhein auf: https://onlinerollout.de/

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