Jeder Sechste mit E. faecalis im Blut entwickelt eine Endokarditis

Blutinfekte mit bestimmten Erregern gehen mit einem hohen Risiko für eine infektiöse Endokarditis einher. Beim Nachweis von E. faecalis, Staphylokokken und Streptokokken im Blut kann sich eine Echokardiografie lohnen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Inzidenz infektiöser Endokarditiden hat in den vergangenen zwei Dekaden offenbar deutlich zugenommen – nicht zuletzt aufgrund vermehrter Blutinfekte mit Staphylococcus aureus, für die ein Zusammenhang mit einer Endokarditis gut belegt ist. Weniger klar sei die Bedeutung anderer für diese Herzerkrankung typischer Erreger, berichten Kardiologen um Dr. Lauge Østergaard vom Rigshospitalet in Kopenhagen. Nach einer Datenbankanalyse kommen die Ärzte zu dem Schluss, dass Blutinfekte mit Keimen wie Enterococcus faecalis weit häufiger mit einer Endokarditis einhergehen als solche mit S. aureus. So entwickelt jeder Sechste mit einer E.-faecalis-Infektion innerhalb eines halben Jahres eine Endokarditis. Für die Analyse haben die Forscher diverse dänische Datenbanken zum einen nach Blutinfekten mit Erregernachweis durchforstet, zum anderen nach Herzerkrankungen. Sie schauten gezielt nach einem Blutbefund mit S. aureus, Streptokokken, E. faecalis sowie Koagulase-negativen Staphylokokken (CoNS) in den Jahren 2010–2017. Dabei fanden sie insgesamt 69.000 solcher Befunde bei knapp 59.000 Patienten, wobei die Zahl der Infekte zwischen 2010 und 2015 deutlich anstieg und danach wieder leicht zurückging. Fast die Hälfte war mit CoNS infiziert, knapp 17.000 hatten eine Streptokokken-Infektion, 14.000 eine mit S. aureus und nur 4700 mit E. faecalis. Die Betroffenen waren im Schnitt zwischen 66 und 70 Jahre alt, wobei das Durchschnittsalter der Patienten im Studienzeitraum deutlich anstieg. Die häufigste Begleiterkrankung war ein Tumor (bei rund 28%), gefolgt von zerebrovaskulären Erkrankungen, obstruktiven Lungenkrankheiten und Diabetes (jeweils 15%) sowie Nierenleiden (13%). Rund die Hälfte hatte bereits in den sechs Monaten vor der Blutinfektion Antibiotika erhalten. Männer häufiger betroffen Etwas über 3400 Patienten entwickelten im Zeitraum von sechs Monaten nach dem Blutbefund eine infektiöse Endokarditis. Von denjenigen mit E. faecalis erkrankten 16,7%, mit S. aureus 10,1%, mit Streptokokken 7,4% und mit CoNS 1,6%. E. faecalis geht nach diesen Daten weit häufiger mit einer Endokarditis einher als eine Infektion mit S. aureus, allerdings tritt Letztere rund dreifach häufiger auf. Die Ärzte um Østergaard beobachteten ferner eine Steigerung der Endokarditis-Inzidenz unter Patienten mit E.-faecalis-Infektion: Im Jahr 2011 betrug diese 12,4%, im Jahr 2017 bereits 18,8%.Offenbar nimmt die Bedeutung des Keims als Ursache der Herzerkrankung zu. Bei Patienten mit anderen Infekten blieb die Inzidenz über die Zeit weitgehend konstant. Männer mit Bakteriämie sowie ältere Patienten entwickelten deutlich häufiger eine Endokarditis als Frauen und jüngere Betroffene, dies traf für alle Erreger zu – mit Ausnahme von S. aureus. Werteten die Forscher nur Endokarditiden aus, die innerhalb von zwei Wochen nach einer Bakteriämie auftraten, änderte sich nur wenig an den Befunden. Die Kardiologen um Østergaard geben zu bedenken, dass die Endokarditis-Inzidenz nach einer Bakteriämie noch deutlich höher sein dürfte, als es die Datenbankanalyse basierend auf ICD-10-Codes nahelegt. So hätten Echokardiografie-Untersuchungen bei etwa einem Viertel der Patienten mit S.-aureus- und E.-faecalis-Infekten eine Endokarditis nachgewiesen. Es lohne sich also, Patienten mit solchen Keimen gezielt per Echokardiografie auf Zeichen der Erkrankung zu screenen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Keime sind als Ursache einer Endokarditis von Bedeutung? Antwort: Neben S. aureus vor allem E. faecalis, zudem Streptokokken. Bedeutung: Auch Patienten mit einer E.-faecalis-Bakteriämie sollten auf eine Endokarditis untersucht werden. Einschränkung: Analyse basiert auf ICD-10-Codes, tatsächliche Endokarditis-Inzidenz ist mitunter deutlich höher.

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