Erschienen in:
14.03.2017 | Für Sie gelesen
Journal Club
verfasst von:
Prof. Dr. D. Rating
Erschienen in:
Clinical Epileptology
|
Ausgabe 2/2017
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Auszug
Diese Überschrift lockte mich als „Smartphone-Nichtbesitzer“ und beflügelte natürlich alle meine Vorurteile über das stetige Daddeln an und das ungenierte Sprechen in kleine flache Teile an allen Orten ohne Rücksicht, ob das leidende Publikum denn wirklich alle Details mithören will. Sathiamoorthi et al. [
1] berichteten über das Phänomen der Smartphone-Blindness, das erstmals wohl von Alim-Marvasti et al. [
2] erwähnt wurde: Beim Lesen längerer Nachricht vom Smartphone im Bett bei abgedunkeltem Raum kann – in Abhängigkeit von der Lesetechnik – der Leser subjektiv eine akute, reversible „Erblindung“ erfahren/erleiden. Lesetechnik: Liegt man auf der Seite und hat ein schön kuscheliges Kopfkissen, dann ist das unten liegende Auge abgedeckt, man schaut nur mit dem oben liegenden Auge in das helle Smartphone; dies führt bei längerem Lesen zu einer unterschiedlichen Hell-Dunkel-Adaptation der beiden Retinae. Die Differenz der Adaptation wird beim Aufsetzen = Benutzen beider Retinae von den Personen mit Schrecken als „Erblindung auf dem oben liegenden Auge“ empfunden. Die sorgfältige Anamnese führt zur Diagnose und Entwarnung – in allen 3 publizierten Fällen aber wurde eine z. T. doch schon recht umfangreiche Diagnostik inklusive Magnetresonanztomographie des Kopfes und der Halswirbelsäule, ophthalmologischen, metabolischen und gerinnungsphysiologischen Untersuchungen, einmal sogar eine Liquor-Untersuchung durchgeführt. Die Erstbeschreiber unterfütterten ihre Arbeit noch mit einem kleinen – natürlich von der lokalen Ethik-Kommission abgesegneten – Selbstversuch: Auch sie zückten ihre Smartphones unter Laborbedingungen und leiteten nach 20-minütigem einäugigem Smartphone-E-Mail-Lesens die Elektroretinogramme des geblendeten und des abgedeckelten Auges ab [
2]. Voilà – Erblindung und Spontanheilung waren reproduzierbar zu vermessen! …