Sectio-Bonding verringert Blutverlust

Der unmittelbare Hautkontakt mit dem Neugeborenen lässt Oxytocin- und Beta-Endorphinspiegel der Mutter steigen und forciert unter anderem die Uteruskontraktion. Ob dadurch der postpartale Blutverlust nach Kaiserschnitt sinkt, war Thema einer Analyse aus Spanien. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Oftmals ist unmittelbar nach einem Kaiserschnitt keine Zeit für einen ungestörten und ausgiebigen Hautkontakt von Mutter und Kind. Dabei spielt das sogenannte Bonding nicht nur eine wichtige Rolle für die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind, der intensive Hautkontakt fördert unter anderem auch die Uteruskontraktionen. Ein Effekt, der sich gemäß einer Erhebung aus Spanien auch bei Kaiserschnittentbindungen in einer stärkeren Rückbildung des Uterus und einem geringeren Blutverlust widerspiegelt. Ein Wissenschaftlerteam des Universitätsklinikums Virgen Macarena in Sevilla hat an Schwangeren, die ihr Kind in der Klinik über einen geplanten Kaiserschnitt zur Welt gebracht haben, die Effekte eines frühen Hautkontaktes von Mutter und Kind evaluiert. Sie randomisierten jeweils 40 Frauen in eine von zwei Gruppen: In der SSC(skin-to-skin-contact)-Gruppe wurde unmittelbar nach Entbindung und Untersuchung des Neugeborenen bereits schon im Op. ein Hautkontakt mit der Mutter über mindestens eine Stunde ermöglicht. In der Kontrollgruppe wurde standardmäßig verfahren und der Kontakt fand erst nach Verlassen des Aufwachraums statt. Das Team beurteilte und verglich klinische sowie subjektive Faktoren. So dokumentierten sie neben der Hämoglobinkonzentration (Hb) im Plasma auch die Uteruskontraktion, postoperative Schmerzen und das erste Stillen. Als subjektive Kriterien wurden evaluiert, wie zufrieden die Mütter waren und ob sie sich wohl gefühlt haben. Außerdem wurde ein Vergleich mit vorausgegangenen Kaiserschnitten angestellt und darauf geachtet, ob und wie lange das Neugeborene weinte. Raschere Rückbildung, geringerer Blutverlust Tatsächlich hatte sich der Uterus in der SSC-Gruppe schneller zurückgebildet als in der Kontrollgruppe. Während er zum Zeitpunkt der Verlegung aus dem Aufwachraum bei den meisten SCC-Frauen bereits unterhalb des Bauchnabels zu tasten war, reichte er bei den Frauen der Kontrollgruppe noch überwiegend bis zum Nabel. Die Hb-Spiegel fielen bei allen Frauen nach der Geburt ab, stiegen aber in der SSC-Gruppe schneller wieder an. Die Forschenden berechneten den so genannten „Hb decrease“, einen Wert, der den Unterschied zwischen dem Hb-Spiegel vor dem Eingriff und dem unmittelbar vor Entlassung widerspiegelt. Auch in diesem Punkt zeigte sich der Vorteil des unmittelbaren Bondings: Der „Hb decrease“ war in der Kontrollgruppe signifikant höher als in der SSC-Gruppe. Auch in allen anderen Punkten war der unmittelbare und ausgiebige Hautkontakt zwischen Mutter und Kind von Vorteil. Die Frauen der SSC-Gruppe waren zufriedener, fühlten sich wohler und hatten weniger Schmerzen nach dem Kaiserschnitt. Die Neugeborenen weinten weniger und wurden häufiger innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt gestillt. Auch einen Monat später war die Stillrate in der SSC-Gruppe höher. Kliniken müssen darauf eingerichtet sein Die Studienautorinnen und Studienautoren betonen die zahlreichen Vorteile, die das Bonding nach Kaiserschnitt mit sich bringt. „Nach einem Kaiserschnitt sollte der Hautkontakt zwischen Mutter und Kind bereits im Operationssaal ermöglicht werden, vorausgesetzt natürlich die Umstände lassen es zu“, so die Forschenden. In der eigenen Klinik beispielsweise fehlte es zunächst an der nötigen Infrastruktur. Empfehlung der Redaktion Alles rund um die Geburt – Themenseite Ob vaginale Geburt oder Kaiserschnitt: Diese Seite informiert den Gynäkologen umfassend zu dem Thema Entbindung – mit Beiträgen rund um Vorbereitung, Durchführung, Komplikationen oder Nachbehandlung einer Geburt. Auch bemerkenswerte Kasuistiken zum Thema finden Sie hier. Das Wichtigste in Kürze Frage: Fördert der unmittelbare und ausgiebige Hautkontakt von Mutter und Kind die Uterusrückbildung nach Kaiserschnitt und reduziert den Blutverlust? Antwort: Bei Frauen, denen unmittelbar nach Sectio ein ausgiebiges Kuscheln mit ihrem Kind ermöglicht wurde, bildetet sich der Uterus schneller zurück (p ≤ 0,0001). Außerdem war zum Zeitpunkt der Entlassung der Hämoglobinspiegel im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant höher. Bedeutung: Auch nach Kaiserschnitt sollte − wenn die Umstände es zulassen – ein Bonding ermöglicht werden. Einschränkung: Notfall-Kaiserschnitte wurden aus Sicherheitsgründen nicht berücksichtigt.

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