Kann eine Ruptur des vorderen Kreuzbands funktionell kompensiert werden?

Prinzipiell kann man nach Ruptur des vorderen Kreuzbands (VKB) drei verschiedene Verhaltensmuster unterscheiden, nämlich „Coper“ („Kompensierer“), „Noncoper“ und „Adapter“. Bewegungsanalysen zeigen funktionelle Unterschiede zwischen „Coper“ und „Noncoper“ hinsichtlich Kraft, Propriozeption und Bewegungsmustern. Zur Unterscheidung zwischen „Coper“ und „Noncoper“ dienen Screeninguntersuchungen, die aus einer Kombination verschiedener Tests (wie Sprungtests), Kniefunktion, Kraft und subjektiver Instabilität bestehen sollten. Eine Langzeitstudie hat jedoch gezeigt, dass die Rate an echten „Copern“ sehr gering ist (7 %). Um eine zukünftige Aussage über „Coper“ und konservative Therapie bei VKB-Rupturen treffen zu können, braucht es kontrollierte randomisierte Studien. Zum aktuellen Zeitpunkt ist unter engen Voraussetzungen (Erfüllung der „Coper“-Kriterien) ein konservativer Therapieversuch möglich, jedoch sollte eine regelmäßige Evaluation der Patienten erfolgen und bei neu auftretender funktioneller Instabilität oder Begleitverletzungen die Konversion zur VKB-Rekonstruktion erfolgen.