„Die Entscheidung sollte früh fallen“

In einem Supplement thematisiert das European Heart Journal die Therapie mit transvalvulären Blutpumpen in der Intensivmedizin. Jacob Eifer Møller, Kardiologische Intensivmedizin der Universitätsklinik Kopenhagen und Professor für Kardiologie an der Universität Süd-Dänemark, gibt einen Überblick über die wichtigsten Inhalte. Prof. Jacob Eifer Møller, Universitätsklinik Kopenhagen J. E. Møller × Sie haben in dem neuen EHJ-Supplement‡ zu Impella Herzpumpen mehrere der Beiträge mit verfasst. Wer profitiert im intensivmedizinischen Kontext von diesen Pumpen? Møller: Wir wissen es noch nicht genau. Es gibt aber einen recht breiten Konsens, basierend auf Registerdaten, dass Patient*innen mit kardiogenem Schock in späten Stadien, also ab SCAI#-Stadium D, eine sehr schlechte Prognose haben, auch mit Kreislaufunterstützung. Den meisten Nutzen sehen wir derzeit bei denjenigen, bei denen der Schock und der Abfall im Herzzeitvolumen früh diagnostiziert werden, also im SCAI-Stadium C. Sobald ein kardiogener Schock diagnostiziert wird, sollte die Entscheidung über eine mechanische Kreislaufunterstützung früh fallen. Seit den viel diskutierten Registerstudien gab es nur wenig neue Daten zu den transvalvulären Blutpumpen. Wie ist der Stand bei der DanGer-Studie (Danish-German cardiogenic shock trial), die Patient*innen im kardiogenen Schock ohne Herzstillstand einschließt und eine frühe mechanische Kreislaufunterstützung anstrebt? Durch die Corona-Krise wurden wir vergleichsweise wenig beeinträchtigt. Besonders die neu hinzugekommenen deutschen Zentren rekrutieren sehr gut. Wir haben jetzt zwei Drittel der angestrebten 360 Patient*innen rekrutiert, allein 60 in den letzten zwölf Monaten. Ich denke, dass wir in zwei Jahren fertig sind und dann zügig auswerten können. Gibt es eine Zwischenauswertung? Es gab eine Interimsanalyse des Data Safety and Monitoring Boards (DSMB). Das DSMB hat empfohlen, die Studie fortzusetzen. Ich halte das für ein sehr gutes Zeichen. In den Registern hatten wir teilweise eine erhöhte Mortalität gesehen, wahrscheinlich ein Selektionseffekt. Wenn es in der Interimsanalyse der DanGer-Studie Hinweise in diese Richtung gegeben hätte, dann hätte das DSMB nicht empfohlen, weiterzumachen. Ich bin deswegen sehr optimistisch. Einer der EHJ-Supplement-Beiträge thematisiert die Einstellungen der Pumpe. Was ist da Ihre wichtigste Botschaft? Eine wichtige Empfehlung lautet, das Device, wenn es genutzt wird, bei maximaler Geschwindigkeit laufen zu lassen. Natürlich muss auf Komplikationen geachtet werden, aber Ziel sollte sein, dem Herzen so viel Entlastung zu geben wie möglich. Wie lässt sich die Effektivität der ventrikulären Entlastung am besten monitoren? Mit steigender Entlastung kann es zu Laminar-Flow-Situationen kommen, in denen der Blutdruck nicht mehr mit zwei Werten, sondern nur noch mit einem Wert ausgedrückt werden kann, was die Bewertung etwas herausfordernd macht. Meine Empfehlung wäre, hier auf die Laktat-Spiegel zu achten, die ein indirektes Maß für die Sauerstoffversorgung sind. Solange das Laktat nicht ansteigt, tut das System, was es tun sollte, und man sollte weitermachen. Ein Satz zum Thema Echokardiografie? Extrem wichtig. Patient*innen sollten, wenn sie aus dem Katheterlabor kommen, sofort eine Echokardiografie erhalten. Denn manchmal reicht schon der Transport, um die Situation zu verschlechtern. Danach sollten mit Pumpen Versorgte mindestens ein- bis zweimal am Tag kontrolliert werden. Wenn die Pumpe Alarm auslöst, dann sollte die Echokardiografie der erste Schritt sein. ‡ Das European Heart Journal beschäftigt sich in einem aktuellen Supplement ausführlich mit dem Management der perkutanen mechanischen Kreislaufunterstützung im intensivmedizinischen Kontext (Eur Heart J 2021, Vol. 23: Issue Supplement_A, March 2021). Insgesamt acht Expertenbeiträge beleuchten den gesamten Versorgungsbogen vom kardioprotektiven Schock-Management über den vaskulären Zugang, die Rolle der Bildgebung und die Einstellung der Pumpe bis hin zum Weaning und zur Mobilisierung der Patienten. Die Artikel sind online frei zugänglich: https://academic.oup.com/eurheartjsupp/issue/23/Supplement_A # SCAI Society for Cardiovascular Angiography & Intervention Impressum „Die Entscheidung sollte früh fallen“ Interview Berichterstattung: Philipp Grätzel von Grätz, Berlin Artikel gedruckt in Cardio News 7/8, August 2021 Mit freundlicher Unterstützung der Abiomed Europe GmbH, Aachen Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Ulrike Maronde Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführung: Fabian Kaufmann, Dr. Cécile Mack, Dr. Hendrik Pugge Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF: „Die Entscheidung sollte früh fallen“ - Mechanische Kreislaufunterstützung

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