Der zur raschen Aufhebung der gerinnungshemmenden Wirkung von Faktor-Xa-Hemmern entwickelte Wirkstoff Andexanet alfa ist in den USA von der Gesundheitsbehörde FDA zugelassen worden. Auf die EU-Zulassung muss noch etwas gewartet werden.
Das in Kalifornien beheimatete US-Unternehmen Portola Pharmaceuticals hat mit Andexanet alfa einen neuen Wirkstoff entwickelt, der als „Universal-Antidot" in klinischen Notsituationen spezifisch die gerinnungshemmende Wirkung von Faktor-Xa-Hemmern rasch aufheben soll. Die FDA hat Andexanet alfa jetzt als erstes und bislang einziges Antidot für Faktor-Xa-Hemmer zugelassen, und zwar bei mit Rivaroxaban oder Apixaban behandelten Patienten, bei denen aufgrund von lebensbedrohenden oder unkontrollierten Blutungen eine rasche Aufhebung der Antikoagulation notwendig erscheint.
Zulassung nur für Rivaroxaban- und Apixaban-Behandlung
Zwar richtet sich die Wirkung von Andexanet alfa sowohl gegen alle direkten Faktor-Xa-Hemmer als auch gegen indirekte Faktor-Xa-Hemmer wie Enoxparin aus der Gruppe der niedermolekularen Heparine. Von der jetzt erteilten US-Zulassung bleiben aber die Behandlungen mit den beiden Faktor-Xa-Hemmern Edoxaban und Betrixaban sowie mit Enoxaparin ausgeschlossen.
Bereits im August 2016 hatte der Hersteller Portola Pharmaceuticals den Erhalt eines „Complete Response Letter“ (CRL) der FDA gemeldet, in dem die US-Gesundheitsbehörde zusätzliche Informationen einfordert, die vor allem die Herstellung des Wirkstoffs betrafen. Es waren aber auch weitere zulassungsrelevante Daten hinsichtlich der Wirksamkeit und Sicherheit im Fall einer Behandlung mit Edoxaban und Enoxaparin verlangt worden. Anscheinend hat die FDA die diesbezügliche Datenlage noch immer als nicht ausreichend erachtet.
Die US-Behörde hatte Andexanet alfa zuvor als „Breakthrough“-Therapie ein beschleunigtes Zulassungsverfahren gewährt und zudem „Orphan Drug“-Status verliehen. Bislang war der spezifisch die Wirkung des direkten Thrombinhemmers Dabigatran aufhebende Wirkstoff Idarucizumab das einzige zugelassene Gegenmittel bei Behandlung mit einem NOAK.
Das rekombinante Molekül von Andexanet alfa ähnelt dem menschlichen Faktor Xa (FXa), ohne dessen für die Wirkung auf die Gerinnung nötige GLA-Domäne zu besitzen. Andexanet alfa wirkt als eine Art Köder (decoy) und bindet mit hoher Affinität und kompetitiv zu humanem FXa im Blut vorhandene Faktor-Xa-Hemmer.
Antrag bei der EMA wird noch geprüft
Grundlage der US-Zulassung bilden die Ergebnisse der Studien ANNEXA-A und ANNEXA-R, in denen Andexanet alfa bei mit Apixaban oder Rivaroxaban behandelten gesunden Probanden die Wirkung dieser Faktor-Xa-Hemmer in kürzester Zeit aufhob. Die Behörde hat zudem Daten der Studie ANNEXA-4 bei Patienten mit schwerwiegenden Blutungen berücksichtigt.
Portola plant, Andexanet alfa in den USA Anfang Juni 2016 im Rahmen eines „Early Supply Program” auf den Markt zu bringen. Anfang 2019 soll der Wirkstoff dann auf breiterer Basis im Land verfügbar sein.
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft zurzeit noch den schon vor rund zwei Jahren eingereichten Zulassungsantrag für Andexanet alfa. Mit einer endgültigen Entscheidung wird hier für Anfang 2019 gerechnet.