Möglicherweise kann kiffen nicht nur das Herz schädigen, sondern auch das Sterberisiko von Personen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen stark erhöhen. Das legt eine Studie mit fast 2,5 Millionen Cannabis-Konsumenten nahe, die beim EHRA-Kongress 2021 vorgestellt wurde.
Cannabis ist die am häufigsten verwendete psychoaktive Substanz weltweit. Auch in Deutschland nimmt der Konsum zu, insbesondere unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass die Droge Herz- und Gefäßsystem schädigen kann. Auch in Kombination mit Vorerkrankungen birgt Cannabis Risiken: Eine aktuelle Studie zeigt, dass Marijuana-Konsumenten, die wegen einer Herzrhythmusstörung im Krankenhaus behandelt werden müssen, ein fast fünffach erhöhtes Sterberisiko haben im Vergleich zu denen ohne Arrhythmien. Vorgestellt wurde die Analyse bei der Jahrestagung der European Heart Rhythm Association (EHRA).
Höheres Sterberisiko und längere Klinikaufenthalte
Fast 2,5 Millionen Cannabis-Konsumenten wurden in die Untersuchung der Forscher um Dr. Sittinun Thangjuiof vom Bassett Healthcare Network in Cooperstown einbezogen. Diese nutzen dafür die nationale US-amerikanische Datenbank für stationär behandelte Patienten, die 97% der dortigen Bevölkerung umfasst. Die Studienteilnehmer waren zwischen 2016 und 2018 hospitalisiert worden. Knapp 8% von ihnen hatten Herzrhythmusstörungen, am häufigsten Vorhofflimmern, gefolgt von Brady- und Tachykardien. Die Forscher verglichen die Mortalitätsrate und die Länge des Klinikaufenthaltes von Cannabis-Konsumenten mit und ohne Arrhythmien.
Die von Herzrhythmusstörungen betroffenen Patienten hatten mehr Begleiterkrankungen und waren älter als diejenigen ohne Arrythmien: Das Durchschnittsalter lag bei 51 Jahren gegenüber 38 Jahren. Das Risiko, im Krankenhaus zu sterben, war bei den Cannabis-Konsumenten mit Arrhythmien 4,5-mal höher als bei denen ohne. Dies blieb auch nach Adjustierung auf mögliche Störfaktoren wie Alter, Geschlecht, Herkunft, Einkommen und Erkrankungen wie Diabetes, Herzinsuffizienz, chronische Nierenerkrankung und Adipositas konsistent. Die Patienten mit Herzrhythmusstörungen hatten auch längere Krankenhausaufenthalte als diejenigen ohne, median 5,7 Tage gegenüber 5,1 Tagen.
Cannabis-Konsumenten auf Arrhythmien screenen?
Dass die Mortalitätsrate unter den Cannabis-Konsumenten mit Arrhythmien um das 4,5-fache erhöht gewesen sei, sei ein verheerendes Ergebnis, so Thangjuiof und Kollegen. „Wer eine kardiovaskuläre Vorerkrankung hat, sollte sich des Risikos bewusst sein und seinen Marijuana-Konsum überdenken“, warnen sie. Die Studie betone, dass Herzrhythmusstörungen bei Cannabis-Konsumenten ein Warnzeichen für ein erhöhtes Sterberisiko sein können. Weitere Untersuchungen dazu seien notwendig. „In der Zwischenzeit scheint es sinnvoll, solche Patienten auf Arrhythmien zu screenen, wenn sie sich im Krankenhaus vorstellen, sodass die Betroffenen engmaschig überwacht werden können“, schlagen die Forscher um Thangjuiof vor.