Cannabiskonsum erhöht Herzfrequenz, Blutdruck und den myokardialen Sauerstoffbedarf. Das könnte zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen, legt eine US-Studie nahe.
Im vergangenen Jahrzehnt ist die Zahl der Cannabiskonsumierenden europaweit um mehr als ein Viertel gestiegen. Gleichzeitig nahmen Behandlungen wegen problematischen Konsums zu. Immer wieder wird über Arrhythmien berichtet, die auf den Konsum der Droge folgen, es fehlen jedoch epidemiologische Daten dazu. Eine Studie deutet jetzt darauf hin, dass Cannabiskonsum das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen kann.
Dr. Barbara Harding vom Institute of Global Health in Barcelona und ihr Team untersuchten Assoziationen zwischen aktuellem und früherem Cannabiskonsum und Arrhythmien. Sie verwendeten dafür Daten von 1.485 Teilnehmenden der MESA-Studie (Multiethnic Study of Atherosclerosis), die sich einer ambulanten elektrokardiografischen Überwachung unterzogen hatten, wobei der Herzrhythmus median 14 Tage aufgezeichnet wurde.
Großzügige Definition der Nichtkonsumierenden
Die Forschenden unterschieden anhand von Eigenangaben der Teilnehmenden zwischen Nichtkonsumierenden (definiert als weniger als 100 Joints im Leben) und Konsumierenden (mehr als 100 Joints). Letztere wurden in frühere und aktuelle Cannabisrauchende aufgeteilt. Wer mehr als dreimal pro Woche zu Cannabis griff, galt als häufig Konsumierender. Die Teilnehmenden waren mindestens 45 Jahre alt.
10% von ihnen gaben an, Cannabis konsumiert zu haben. 3% berichteten über aktuellen, 5% über früheren Konsum und bei 2% war es unklar. 112 der 140 Cannabisrauchenden machten Angaben zur Häufigkeit, wobei 61 über häufigen und 51 über weniger häufigen Konsum berichteten. Die Konsumierenden waren vor allem jüngere Männer, sie wogen mehr und waren eher frühere oder aktuelle Zigarettenraucher als die Nichtkonsumierenden. 7% hatten eine Vorgeschichte von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz.
Mehr Tachykardien und vorzeitige atriale Kontraktionen
Verglichen mit Nichtkonsumierenden hatten diejenigen, die über aktuellen Cannabiskonsum berichteten, mehr supraventrikuläre Tachykardien pro Tag, ihr Risiko dafür war um 42% erhöht. Bei ihnen traten auch mehr vorzeitige atriale Kontraktionen pro Stunde und mehr nichtanhaltende ventrikuläre Tachykardien (NSVT) pro Tag auf, wofür ihr Risiko um 22% bzw. 28% gesteigert war. Zudem ging häufiger Konsum von Cannabis mit mehr NSVT-Episoden pro Tag einher, in dieser Gruppe wurde ein um 56% höheres Risiko beobachtet. Bei all diesen Berechnungen waren die 95%-Konfidenzintervalle allerdings relativ breit und die Untergrenzen lagen immer unter 1.
Sensitivitätsanalysen, die Teilnehmende mit früheren kardiovaskulären Ereignissen ausschlossen, ergaben Schätzungen, die den Ergebnissen der Primäranalyse ähnelten. Assoziationen von früherem Cannabiskonsum und Arrhythmien wurden nicht beobachtet, was andere schädliche Folgen nicht ausschließt.
Ergebnisse weisen auf erhöhtes Arrhythmierisiko hin
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass aktueller Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen einhergehen kann“, resümieren Harding et al. Prospektive Studien seien notwendig, um zu überprüfen, ob Cannabis Arrhythmien oder andere kardiovaskuläre Komplikationen verursache. Auch die unterschiedliche Konzentration der Inhaltsstoffe sei dabei ein wichtiger, zu berücksichtigender Punkt.
Einschränkungen der Studie waren das beobachtende Querschnittsdesign und dass die Daten auf Eigenangaben der Teilnehmenden basierten. Die Analyse umfasste nur gerauchtes Cannabis und aktueller Konsum bezog sich auf den vergangenen Monat, nicht zwangsläufig auf die Tage, in denen der Herzrhythmus aufgezeichnet wurden. Auch Vorhofflimmern wurde bei einigen Teilnehmenden beobachtet, allerdings war die Studienleistung nicht ausreichend, um Aussagen dazu zu treffen.