Skip to main content

27.06.2022 | Kardiologie | Nachrichten

Hanf fürs Herz: Arrhythmien inklusive?

verfasst von: Joana Schmidt

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Cannabiskonsum erhöht Herzfrequenz, Blutdruck und den myokardialen Sauerstoffbedarf. Das könnte zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen, legt eine US-Studie nahe.

Im vergangenen Jahrzehnt ist die Zahl der Cannabiskonsumierenden europaweit um mehr als ein Viertel gestiegen. Gleichzeitig nahmen Behandlungen wegen problematischen Konsums zu. Immer wieder wird über Arrhythmien berichtet, die auf den Konsum der Droge folgen, es fehlen jedoch epidemiologische Daten dazu. Eine Studie deutet jetzt darauf hin, dass Cannabiskonsum das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen kann.

Dr. Barbara Harding vom Institute of Global Health in Barcelona und ihr Team untersuchten Assoziationen zwischen aktuellem und früherem Cannabiskonsum und Arrhythmien. Sie verwendeten dafür Daten von 1.485 Teilnehmenden der MESA-Studie (Multiethnic Study of Atherosclerosis), die sich einer ambulanten elektrokardiografischen Überwachung unterzogen hatten, wobei der Herzrhythmus median 14 Tage aufgezeichnet wurde.

Großzügige Definition der Nichtkonsumierenden

Die Forschenden unterschieden anhand von Eigenangaben der Teilnehmenden zwischen Nichtkonsumierenden (definiert als weniger als 100 Joints im Leben) und Konsumierenden (mehr als 100 Joints). Letztere wurden in frühere und aktuelle Cannabisrauchende aufgeteilt. Wer mehr als dreimal pro Woche zu Cannabis griff, galt als häufig Konsumierender. Die Teilnehmenden waren mindestens 45 Jahre alt.

10% von ihnen gaben an, Cannabis konsumiert zu haben. 3% berichteten über aktuellen, 5% über früheren Konsum und bei 2% war es unklar. 112 der 140 Cannabisrauchenden machten Angaben zur Häufigkeit, wobei 61 über häufigen und 51 über weniger häufigen Konsum berichteten. Die Konsumierenden waren vor allem jüngere Männer, sie wogen mehr und waren eher frühere oder aktuelle Zigarettenraucher als die Nichtkonsumierenden. 7% hatten eine Vorgeschichte von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz.

Mehr Tachykardien und vorzeitige atriale Kontraktionen

Verglichen mit Nichtkonsumierenden hatten diejenigen, die über aktuellen Cannabiskonsum berichteten, mehr supraventrikuläre Tachykardien pro Tag, ihr Risiko dafür war um 42% erhöht. Bei ihnen traten auch mehr vorzeitige atriale Kontraktionen pro Stunde und mehr nichtanhaltende ventrikuläre Tachykardien (NSVT) pro Tag auf, wofür ihr Risiko um 22% bzw. 28% gesteigert war. Zudem ging häufiger Konsum von Cannabis mit mehr NSVT-Episoden pro Tag einher, in dieser Gruppe wurde ein um 56% höheres Risiko beobachtet. Bei all diesen Berechnungen waren die 95%-Konfidenzintervalle allerdings relativ breit und die Untergrenzen lagen immer unter 1.

Sensitivitätsanalysen, die Teilnehmende mit früheren kardiovaskulären Ereignissen ausschlossen, ergaben Schätzungen, die den Ergebnissen der Primäranalyse ähnelten. Assoziationen von früherem Cannabiskonsum und Arrhythmien wurden nicht beobachtet, was andere schädliche Folgen nicht ausschließt.

Ergebnisse weisen auf erhöhtes Arrhythmierisiko hin

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass aktueller Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen einhergehen kann“, resümieren Harding et al. Prospektive Studien seien notwendig, um zu überprüfen, ob Cannabis Arrhythmien oder andere kardiovaskuläre Komplikationen verursache. Auch die unterschiedliche Konzentration der Inhaltsstoffe sei dabei ein wichtiger, zu berücksichtigender Punkt.

Einschränkungen der Studie waren das beobachtende Querschnittsdesign und dass die Daten auf Eigenangaben der Teilnehmenden basierten. Die Analyse umfasste nur gerauchtes Cannabis und aktueller Konsum bezog sich auf den vergangenen Monat, nicht zwangsläufig auf die Tage, in denen der Herzrhythmus aufgezeichnet wurden. Auch Vorhofflimmern wurde bei einigen Teilnehmenden beobachtet, allerdings war die Studienleistung nicht ausreichend, um Aussagen dazu zu treffen.

print
DRUCKEN
Literatur

Harding B et al. Self-reported marijuana use and cardiac arrhythmias (from the Multiethnic Study of Atherosclerosis). The American Journal of Cardiology 2022. https://doi.org/10.1016/j.amjcard.2022.05.004

Kompaktes Leitlinien-Wissen Innere Medizin (Link öffnet in neuem Fenster)

Mit medbee Pocketcards schnell und sicher entscheiden.
Leitlinien-Wissen kostenlos und immer griffbereit auf ihrem Desktop, Handy oder Tablet.

Neu im Fachgebiet Kardiologie

Auf dem Weg zur Präzisionsmedizin in der Kardiologie

Eine Entwicklung hin zur Präzisionsmedizin ist derzeit auch im Bereich der Kardiologie voll im Gang. Informationen zu den dabei inzwischen erzielten Fortschritten gab es bei der DGK-Jahrestagung 2025 in Mannheim.

Nach kardiovaskulärer Erkrankung steigt das Krebsrisiko

Wer an einer kardiovaskulären Erkrankung (CVD) leidet, hat offenbar ein erhöhtes Risiko, in der Folge auch noch eine Krebsdiagnose zu erhalten. Der Zusammenhang scheint für diverse CVD und Krebsentitäten zu gelten.

Dank Nasenspray seltener in die Notaufnahme

Durch die intranasale Applikation von Etripamil lassen sich paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien (PSVT) oft in Eigenregie beenden. Das erspart den Betroffenen das Aufsuchen von Notfallambulanzen.

Vorhofflimmern: So häufig kommt es bei Katheterablation zu Embolien

Arterielle Embolien – insbesondere Hirnembolien - sind eine mögliche periprozedurale Komplikation bei Katheterablation von Vorhofflimmern. Wie hoch ist das Risiko? Eine Analyse von weltweit mehr als 300.000 Ablationsprozeduren gibt darüber Auskunft.

EKG Essentials: EKG befunden mit System (Link öffnet in neuem Fenster)

In diesem CME-Kurs können Sie Ihr Wissen zur EKG-Befundung anhand von zwölf Video-Tutorials auffrischen und 10 CME-Punkte sammeln.
Praxisnah, relevant und mit vielen Tipps & Tricks vom Profi.

Update Kardiologie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.