Im Januar schlägt das Herz besonders schnell

Der Ruhepuls von zwei Menschen kann stark voneinander abweichen, der eines Menschen variiert hingegen recht wenig, wobei sich deutliche, wenn auch kleine Unterschiede in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Jahreszeit und Schlafdauer zeigen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Millionen Menschen nehmen mittlerweile kontinuierlich Fitness- und Pulsdaten auf, und das eröffnet Forschern ganz neue Möglichkeiten. So lassen sich erstmals recht präzise Angaben zur Pulsvariabilität bei und zwischen einzelnen Menschen machen. Ein Team um Dr. Giorgio Quer vom Scripps Research Translational Institute in La Jolla, USA, hat sich solche Angaben nun zunutze gemacht, um mehr über den Ruhepuls und die Ruhepulsvariabilität zu erfahren. Für ihre Analyse konnten die Forscher Daten von über 92.000 US-Bürgern im Alter von 18–90 Jahren auswerten, welche mindestens über 35 Wochen hinweg ein Fitnessarmband mit kontinuierlicher Pulsmessung getragen hatten. Dieses mussten sie wiederum mindestens an zwei Tagen in der Woche durchgehend angehabt haben. Der Ruhepuls wurde mittels einer geräteeigenen Software berechnet und als täglicher Mittelwert ausgegeben. Vergleiche der am häufigsten verwendeten Armbänder mit einer EKG-Messung ergaben lediglich eine Abweichung von 1%. Die wesentlichen Ergebnisse der Analyse: Über alle Teilnehmer und sämtliche 33 Millionen Personentage gemittelt betrug der Ruhepuls 65,5 Schläge in der Minute (bpm), die Bandbreite reichte von knapp 40 bis 109 bpm, das 95%-Intervall von etwa 50–80 bpm. Frauen hatten im Schnitt eine um 3 bpm höhere Ruhefrequenz als Männer.Der Ruhepuls hängt deutlich vom Alter ab und steigt bis etwa zum 50. Lebensjahr, um dann wieder zu sinken. Mit 80 Jahren ist er um 3 bpm (Frauen) und 4 bpm (Männer) niedriger als mit 50 Jahren. Das durchschnittliche Lebenszeitmaximum liegt bei 67 bpm (Frauen) und 65 bpm (Männer). Der BMI beeinflusst ebenfalls den Ruhepuls: Am niedrigsten ist er für Männer mit einem BMI von 23 und für Frauen mit einem von 21 (jeweils 61 und 64 bpm). Personen mit einem BMI über 40 haben im Schnitt einen um 5 Schläge höheren Ruhepuls. Auch die Schlafdauer ist entscheidend. Am niedrigsten ist der Ruhepuls bei Personen, die im Schnitt 7–8 Stunden pro Nacht schlafen (66 bpm Frauen, 63 bpm Männer). Mehr und weniger Schlaf geht mit einer Abweichung um bis zu 2 bpm einher. Eine jahreszeitliche Varianz konnten die Forscher ebenfalls feststellen: Im Januar ist der Ruhepuls am höchsten, im August am niedrigsten, die Differenz beträgt ebenfalls rund 2 bpm. Intraindividuell betragen die Schwankungen im Schnitt 3 bpm pro Woche, 80% alle Personen zeigen eine Varianz von weniger als 10 bpm in der Woche. Dabei ergeben sich recht unterschiedliche individuelle Verläufe: Bei manchen Personen schwankt der tägliche Ruhepuls übers Jahr hinweg maximal um 4 bpm, bei anderen um bis zu 20 bpm. Die höchste Variabilität wird bei einem niedrigen durchschnittlichen Ruhepuls beobachtet. Die Forscher schließen aus den Daten, dass der Ruhepuls zwischen einzelnen Personen sehr stark abweichen kann, dagegen sind die individuellen Schwankungen – von einigen Ausnahmen abgesehen – in der Regel recht gering. Zwar hätten auch Alter, Geschlecht, BMI und Jahreszeit einen Einfluss auf den Ruhepuls, dieser sei letztlich jedoch sehr schwach und könne nur einen kleinen Teil der Variabilität zwischen einzelnen Personen erklären. Über die Gründe und Auswirkungen der Variabilität lasse sich noch recht wenig sagen. Nun müssten die Pulsdaten mit klinischen Ereignissen korreliert werden. So könnten etwa Infekte den Ruhepuls verändern – möglicherweise ließen sich plötzliche Anstiege des Ruhepulses ein bis zweimal im Jahr bei einigen Personen damit erklären. Starke Schwankungen bei Menschen mit sonst recht konstantem Ruhepuls sind daher vielleicht als Warnsignal zu interpretieren. Fitnessarmbänder böten dann eine simple Möglichkeit, die Betroffenen zu warnen, so die Studienautoren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch liegt der durchschnittliche Ruhepuls und welche Faktoren beeinflussen ihn? Antwort: Er beträgt nach Daten einer großen US-Untersuchung mit Fitnessarmbändern im Schnitt 65,5 Schläge pro Minute. Frauen, dicke und ältere Menschen liegen etwas darüber. Bedeutung: Der tägliche Ruhepuls variiert bei einem Individuum nur minimal, zwischen einzelnen Personen kann es aber große Abweichungen geben. Einschränkung: Klinische Bedeutung von intra- und interindividuellen Schwankungen ist noch unklar.

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